Die Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop wurde im Oktober 2005 von dem Schriftsteller Walter Kempowski gegründet. Sie möchte mit ihren Aktivitäten das gesellschaftliche Leben prägen und kulturelle Zukunft dauerhaft mitgestalten.

Das Absuchen von Bildhintergründen. Wo sind diese Leute jetzt alle?
Walter Kempowski am 8. Februar 1980
Culpa. Notizen zum „Echolot“, 2005


Was man alles nicht weiß!
Walter Kempowski am 6. Januar 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Daß man mich ganz klein machte, ermöglichte es mir zu wachsen.
Walter Kempowski am 10. Dezember 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


In Schulen eine Träum-Stunde pro Woche. Man bringt ihnen Englisch bei und Französisch (…), aber man lehrt sie nicht die Sprache ihrer Träume.
Walter Kempowski am 16. November 1990
Hamit 1990, 2006


Auch das wäre eine Wiedervereinigung wert. Das Hochdeutsche mit dem Niederdeutschen.
Walter Kempowski, 2007 (Zusatz zum 25. Oktober 1991)
Somnia – Tagebuch 1991, 2008



Wenn es mir gelänge, den Mittelpunkt, das Zentrum meines Lebens zu finden! – Das Zentrum bin ich selbst. Aber wo liegt das Zentrum in mir? – Es heißt Schuld, und das ist nicht darstellbar.
Walter Kempowski am 1. September 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Die Wünsche von damals sind noch immer nicht in Erfüllung gegangen. Und die Sehnsucht dauert fort.
Walter Kempowski am 6. August 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008


Die innere Wiedervereinigung – das wird lange dauern.
Walter Kempowski am 25. Juli 1990
Hamit 1990, 2006


Als Schriftsteller ist man aufs Gedächtnis angewiesen, und wenn das nachläßt, ist es mit dem Schreiben Essig.
Walter Kempowski am 14. Juni 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990


Objekte der eigenen Vergangenheit aufbewahren – das heißt, seine eigene Reliquie sein. In dieser Hinsicht ist mein ganzes Leben ein einziges Sakrileg.
Walter Kempowski am 7. Mai 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990


Wirklichkeit ist nur in gestaltetem Zustand wahrnehmbar.
Walter Kempowski am 29. April 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990


Ein einsames Streichquartett in der Nacht. So intensiv müßten auch Menschen miteinander reden können.
Walter Kempowski am 27. März 1993
Culpa. Notizen zum „Echolot“, 2005


Vielleicht kann Pädagogik nur dort funktionieren, wo Mangel besteht.
Walter Kempowski am 12. Februar 1990
Hamit 1990, 2006


Nichts schöner, als eine Biographie lesen, und wundervoll, alte Fotos anzusehen.
Walter Kempowski am 29. Januar 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990


Die Träume sind Kehrseite der Medaille. Alle Dinge umdrehen und neu arrangieren.
Walter Kempowski am 20. Dezember 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Was sich an Pädagogik ereignet, ist reiner Zufall.
Walter Kempowski am 5. November 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990


Wie kann man eine schlechte Kritik über ein gutes Buch schreiben!
Walter Kempowski am 2. Oktober 1981
Tagebucheintrag



Mir ist die Wiedervereinigung eine Herzensangelegenheit.
Walter Kempowski am 6. September 1990
Hamit 1990, 2006


In Zeiten der Zweieinhalb-Minuten-Kultur ist es doch eine Wohltat, ein dickes Buch auf dem Nachtschrank liegen zu haben.
Walter Kempowski am 23. August 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Ich lebe meinen eignen Film.
Walter Kempowski am 23. Juli 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Arbeit ist Droge und Medizin zugleich.
Walter Kempowski am 24. Juni 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990


Alles wiederherstellen! Alles restaurieren! – Nichts vergessen!
Walter Kempowski am 5. Mai 1990
Hamit 1990, 2006



Wenn es gelänge, in den Lesern ein Gefühl für die eigne Vergangenheit aufzurufen, wäre nicht alles vergebens gewesen.
Walter Kempowski am 25. April 1990
Hamit 1990, 2006



Die nichtssagenden Texte sind die aussagekräftigsten. Das Nichts aussagend.
Walter Kempowski am 27. März 1993
Culpa. Notizen zum „Echolot“, 2005


Wie kann man Studenten begeistern? Man muß selbst begeistert sein.
Walter Kempowski am 12. Februar 1990
Hamit 1990, 2006



Spielzeug sammeln, Kindheit kaufen.
Walter Kempowski am 31. Januar 1973
Tagebucheintrag



Arbeit im Archiv. Die herrlichsten Entdeckungen. Das Gedächtnis reicht nicht aus, die guten Sachen ständig gegenwärtig zu haben. Man muß immer wieder hinabsteigen.
Walter Kempowski am 30. Dezember 1986
Culpa. Notizen zum „Echolot“, 2005


Eine Beobachtung, die ich bei jeder Arbeit machte: Die sichere Kenntnis vom Endzustand des Werks, man sieht es vor sich. Besser noch: Wenn es fertig ist, meint man, es immer schon gekannt zu haben.
Walter Kempowski am 7. November 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990


Im Grunde ist mir jede Art von Demonstration zuwider.
Walter Kempowski am 31. Oktober 1990
Hamit 1990, 2006



Das ist wahr, wir sind mir unserer Geschichte wiedervereinigt.
Walter Kempowski am 14. September 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008


Volkserzählungen sammeln wie die Brüder Grimm.
Walter Kempowski am 20. August 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Meine Tage sind ein wüstes Ankämpfen gegen die Zeit.
Ich vernichte die Gegenwart, meine Gegenwart, der Vergangenheit zuliebe.
Die Gegenwart ist der Schrott, aus dem ich die Vergangenheit gieße.
Walter Kempowski am 30. Juli 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008


Was uns im Fernsehen (…) fehlt, ist die Selbstkritik.
Walter Kempowski, 1990 (Zusatz zum 12. Juni 1983)
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990


Sobald man wieder zu schreiben anfängt, verliert sich die Angst.
Walter Kempowski am 15. Mai 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Ich bin ein Kind. Gott sei Dank.
Walter Kempowski am 18. April 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008


Das Mysterium einer Melodie.
Walter Kempowski am 24. März 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Lehrer sein: Kinder glücklich machen, sie zum Lachen bringen, begeistern, ihnen die Angst nehmen, sie zu sich führen. O Gott! Was für ein herrlicher Beruf.
Walter Kempowski am 12. Februar 1990
Hamit 1990, 2006



Ich sehe die Vergangenheit mehr und mehr science-fictionistisch. Die Vergangenheit rast fort wie mit umgekehrtem Zoom, und alle Erinnerungen werden mehr und mehr unwirklich, wie von einem fernen Gestirn.
Walter Kempowski am 27. Januar 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Noch nie habe ich die Einzigartigkeit von Menschenschicksalen so empfunden wie jetzt. […] Ich habe bei der Arbeit am „Echolot“ das Gefühl, etwas wirklich Wichtiges zu tun.
Walter Kempowski am 20. Dezember 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Wir müssen durchhalten – das ist es.
Walter Kempowski am 22. November 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008


Es war – und ist! – eine Wohltat, Menschen zu begegnen, die einen natürlichen „Anstand“ besitzen.
Walter Kempowski am 17. Oktober 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990


Ich gebe der Gesellschaft ihre Geschichten zurück.
Walter Kempowski am 4. September 1990
Hamit 1990, 2006


Die wirklich einschneidenden Veränderungen kommen über Nacht.
Walter Kempowski am 22. August 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Das Problem der Pädagogik ist, daß es zuwenig intelligente Menschen mit Herz gibt.
Walter Kempowski am 10. Juli 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Vielleicht sind große Gedanken, originelle Gedanken immer banal, wenn man sie gehabt hat.
Walter Kempowski am 13. Juni 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008



Die Schicksale der Menschen sind nicht elegant.
Walter Kempowski am 20. Mai 1993
Culpa. Notizen zum „Echolot“, 2005


Die Sensibilität, der wir alles verdanken, im täglichen Einerlei ist sie nicht gelitten.
Walter Kempowski am 2. April 1993
Culpa. Notizen zum „Echolot“, 2005


Auschwitz wird man nie vergessen. Wer könnte das vergessen! Man wird dessen „eingedenk“ sein, immerfort.
Walter Kempowski am 4. März 1990
Hamit 1990, 2006


Das „Echolot“ ist sein eigenes Echo.
Walter Kempowski am 19. Februar 1993
Culpa. Notizen zum „Echolot“, 2005


Was gibt ein einziger Tag her…
Walter Kempowski am 15. Januar 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Können wir zu einer Vergangenheit „nein“ sagen?
Walter Kempowski am 24. Dezember 1956
Wenn das man gut geht! – Aufzeichnungen 1956 – 1970, 2012


Sie kommt die Allee herunter, mit dem Hund, ahorngelb in der Sonne. Ich stelle mich in die Tür, und wir winken uns zu. Hier wird Gegenwart zu etwas Ewigem und es ist zu bedauern, daß wir davor nicht auf die Knie fallen können.
Walter Kempowski am 1. November 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Sich dazu erziehen, schon in der Gegenwart das Bleibende auszumachen.
Walter Kempowski am 17. Oktober 1982
Culpa. Notizen zum „Echolot“, 2005


Indem ich montiere, kommentiere ich.
Walter Kempowski am 23. September 1990
Hamit 1990, 2006


Hildegard begießt die Blumen. Für wen? Für sich? Für mich? Für die Blumen tut sie es. Damit sie uns erfreuen.
Walter Kempowski am 12. August 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Wir müssen ihnen zuhören, den toten Seelen, auch wenn sie ein bißchen zu ausführlich werden.
Walter Kempowski am 30. Juli 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Der Erwerb einer Kamera ist wie der Erwerb eines zweiten Gesichts.
Walter Kempowski am 11. Juni 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990


Nicht Aufrechnung ist mein Anliegen, sondern das Sichtbarmachen von Ursache und Wirkung.
Walter Kempowski am 21. Mai 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Schicksale wie einen Grashalm zwischen die Finger nehmen und darauf blasen. Dieses quärrende Geräusch.
Walter Kempowski am 23. April 1990
Hamit 1990, 2006


Wer Gegenwart erkennen will, muß sie als etwas Vergangenes sehen. So wie man Vergangenheit nur dann begreift, wenn man sie sich vergegenwärtigt.
Walter Kempowski am 27. März 1980
Culpa. Notizen zum „Echolot“, 2005


Wenn schon nicht Arbeit als Droge, so doch als Medizin.
Walter Kempowski am 19. Februar 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Sehnsucht nach Heimat hat immer mit Geheimnissen zu tun. Wenn sie gelüftet sind, ist die Unschuld flötengegangen.
Walter Kempowski am 16. Januar 1990
Hamit 1990, 2006



Das Erzählen muß auch immer mit Unbekanntem zu tun haben, Einmaligem, die Leser wollen Fremdes, nie Gesehenes hören, in dem sie sich – und das ist die Schwierigkeit – wiederfinden können.
Walter Kempowski am 17. Dezember 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990


Auch das kleinere Übel bleibt ein Übel.
Walter Kempowski am 21. November 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


In der Mitte liegt die Wahrheit, und sie ist für alle Zeiten gültig.
Walter Kempowski am 24. Oktober 1992
Culpa. Notizen zum „Echolot“, 2005


Die einzige Begegnung, die zwischen Leser und Autor möglich ist, ereignet sich beim Lesen.
Walter Kempowski am 1. September 1990
Hamit 1990, 2006


Ich bin ordentlich, weil ich unordentlich bin.
Walter Kempowski am 16. August 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001



Von der extremen Rechten und Linken wird an dem sauer erkämpften demokratischen Gefüge genagt, und zu wenige finden sich bereit, diejenigen zu stärken, die in der Mitte stehen und sich mehr und mehr irritiert zeigen.
Walter Kempowski am 17. Juli 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Was nützt uns eigentlich das Sammeln von Fotos, wenn wir sie nicht vorzeigen?
Walter Kempowski am 17. Juni 1980
Culpa. Notizen zum „Echolot“, 2005


In den Sand, der aus Millionen Körnchen besteht, sind Zeichen geritzt. Die See wäscht sie fort.
Walter Kempowski am 25. Mai 1993
Culpa. Notizen zum „Echolot“, 2005


Es wird ein Geschichten-Dschungel, in den man sich hineinwühlen soll, wie mit einem Boot soll man sich ins Schilf hineinrascheln.
Walter Kempowski am 1. April 1991 über das „Echolot“
Somnia – Tagebuch 1991, 2008



Vieles stellt sich im Leben von selbst ein, da braucht man gar nicht nachzuhelfen.
Walter Kempowski am 7. März 1990
Hamit 1990, 2006


Beim Schreiben steht man immer in Konkurrenz zu sich selber.
Walter Kempowski am 7. Februar 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990


Stetig sein, nicht hetzen.
Walter Kempowski am 24. Januar 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


„Elfenbein“, das sagt man so hin. Unsere schöne deutsche Sprache.
Walter Kempowski am 8. Dezember 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008


Nur aus dem Fenster gucken: Das ist meine Vorstellung von Glück.
Walter Kempowski am 23. November 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990


Sich treiben lassen, das ist das Rezept der Schwachen.
Walter Kempowski am 11. Oktober 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Tagebücher sind meine Leidenschaft.
Walter Kempowski am 10. September 1990
Hamit 1990, 2006


„Wir sollten weniger von unseren Schwierigkeiten reden, als von denen, die die Kinder haben“, das ist einer der wichtigsten pädagogischen Grundsätze.
Walter Kempowski am 26. August 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990


Man darf nicht lockerlassen, wenn es einem ernst ist.
Walter Kempowski am 21. Juli 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990


Bildung muß nicht unbedingt teuer sein, um theuer zu sein.
Walter Kempowski am 11. Juni 1990
Hamit 1990, 2006


Schöne Wolken: die Gebirge des Flachlandes.
Walter Kempowski am 20. Mai 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Ich habe nichts zu lesen, also schreibe ich.
Walter Kempowski am 22. April 1990
Hamit 1990, 2006


Alle Menschen sind einsam,
die meisten wissen es nur nicht.
Walter Kempowski am 11. März 1962
Wenn das man gut geht! – Aufzeichnungen 1956 – 1970, 2012


Wer Tagebuch schreibt, verdoppelt sein Leben.
Walter Kempowski am 16. Februar 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008


Die Kultur eines Volkes ist auch an den Archiven zu messen.
Walter Kempowski am 28. Januar 1990
Hamit 1990, 2006


Mit einer Sonate kann man sich monatelang beschäftigen. Was für kostbare Gebilde. Wie Romane. Das Erzählende dieser Musik.
Walter Kempowski am 4. Dezember 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008


Die Gefühle der Menschen, ein Knüppeldamm durchs Moor.
Walter Kempowski am 20. November 1990
Hamit – Tagebuch 1990, 2006


Man schreibt sein Buch, als sollte man den Südpol entdecken. Immer weiter werden die Depots angelegt.
Walter Kempowski am 22. Oktober 1969
Wenn das man gut geht! – Aufzeichnungen 1956 – 1970, 2012


Wichtig ist, daß man sich als Schriftsteller Elemente schafft, mit denen man dann, als eine eigne Welt, arbeitet, in der man lebt.
Walter Kempowski am 3. September 1959
Wenn das man gut geht! – Aufzeichnungen 1956 – 1970, 2012


Ich will nichts anfassen, was ich nicht vollenden kann.
Walter Kempowski am 25. August 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Man muß der Erinnerung aufhelfen, das ist die Aufgabe des Historikers.
Walter Kempowski am 30. Juli 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008


Klavier gespielt, also gelebt.
Walter Kempowski am 6. Juni 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990


Das Unbewußte reproduzieren. Realitäten genügen nicht.
Walter Kempowski am 4. Mai 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Der Atem, den du aushauchst, ist ein Stück Weltall.
Walter Kempowski am 21. April 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990


Mir imponieren die Stillen im Lande, die von den Fortschrittlern der Anpasserei beschuldigt werden. Die Stillen, an die man sich erinnert, wenn sie schon lange dahingegangen sind. Immer sind es die Stillen, die die Oberhand behalten.
Walter Kempowski am 8. März 1990
Hamit – Tagebuch 1990, 2006


In der Musik kann die Zeit stehenbleiben.
Walter Kempowski am 20. Februar 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001


Es ist immer höchste Zeit.
Walter Kempowski am 15. Januar 1990
Hamit – Tagebuch 1990, 2006

 

 

Was früher „gestern“ hieß, das nennt man heute schon „Geschichte“. Jeder neue Tag hat futuristische Züge. Und die Vergangenheit ist mit der Gegenwart verschmolzen.
Walter Kempowski am 17. Dezember 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008

 

 

Es muß Erinnerungen geben, die nur mir gehören.
Walter Kempowski am 17. November 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990

 

 

Wir klagen über die „verlorne Schöne“ – obwohl sie noch da ist.
Walter Kempowski am 11. Oktober 1990
Hamit – Tagebuch 1990, 2006

 

 

Nach den Rollen tasten, die in einem angelegt sind – das ist es.
Walter Kempowski am 16. September 1989

Alkor – Tagebuch 1989, 2001

 

 

Ein großer klarer Regenbogen. Daß da die Urmenschen eingeknickt sind, kann man verstehen.
Walter Kempowski am 1. August 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001

 

 

Ich hasse Leute, die sich nicht an die Spielregeln halten.
Walter Kempowski am 1. Juli 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008

 

 

Ich kann immer gar nicht begreifen, daß es Menschen gibt, die anderer Meinung sind, als ich es bin.
Walter Kempowski am 4. Juni 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990

 

 

Wie schafft man es, mit dem Schicksal ins Gespräch zu kommen?
Walter Kempowski am 16. Mai 1990
Hamit – Tagebuch 1990, 2006

 

 

Jede Musik ist ein: Weißt-du-noch. Aber das ist eben nicht immer angenehm, das Erinnern. Eine Literatur schreiben, die Musik fugal und realiter zitiert.
Walter Kempowski am 17. April 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001

 

 

Man ist sich selbst ein unerschöpfliches Geheimnis.
Walter Kempowski am 8. März 1990
Hamit – Tagebuch 1990, 2006

 

 

Um begeistern zu können, muß man selbst leidenschaftlich beteiligt sein.
Walter Kempowski im Februar 1960
Wenn das man gut geht! – Aufzeichnungen 1956 – 1970, 2012

 

 

Je mehr Mahnmale, desto weniger fühlen sich die Menschen betroffen.
Jedes Denkmal legt Erinnerungen für immer ad acta.
Walter Kempowski am 2. Januar 1990
Hamit – Tagebuch 1990, 2006

 

 

Die Nacht zeigt uns den Tag in einem schwarzen Spiegel. Wo verläuft die Symmetrieachse?
Walter Kempowski am 17. Dezember 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008

 

 

Die Mauerspechte: Keine Phantasie hätte ausgereicht, sich vorzustellen, daß die Mauer von Kindern und Passanten mit Hammer und Meißel abgetragen wird.
Walter Kempowski, 1990 (Zusatz zum 24. November 1983)
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990

 

 

Die Buchmesse: Das Herumschlurfen der Menschenmassen, Großverlage mit Sitzecken, an denen Portwein ausgeschenkt wird, und winzig Verschläge aus Segeltuch, in denen Kleinverleger drei Titel anbieten.
Walter Kempowski am 16. Oktober 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990

 

 

Erst die Abweichungen von der Norm machen uns kenntlich.
Walter Kempowski am 27. September 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001

 

 

Je älter man wird, desto fremdartiger kommen einem Frauen vor.
Walter Kempowski am 1. August 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001

 

 

Die Schwägerin erzählte, sie habe sich als Kind neben eine Kuh auf die Wiese gelegt, die gerade wiederkäute. Sie habe das Kauen nachgemacht, und sie habe gesehen, daß sich im Auge der Kuh der blaue Himmel mit den Wolken spiegelte. Bei solcher Story fängt man an, den Erzähler zu lieben.
Das eine ist: solches Erlebnis zu haben, das andere: sich dessen zu erinnern. Und drittens: es wiederzugeben.
Walter Kempowski am 24. Juli 1990
Hamit – Tagebuch 1990, 2006

 

 

Erst wenn die Straßen unserer Städte voll Menschen sind, die im Gehen Kempowski lesen, haben wir es geschafft.
Walter Kempowski am 11. Juni 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001

 

 

„Kempowski sammelt Menschen“, sagt der kluge Raddatz.
Walter Kempowski am 21. Mai 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990

 

 

An die Heimat denken heißt immer auch Abschied nehmen, denn jedesmal bricht was weg. Die Wellen spülen den Sand fort, es bleiben ein paar Steine liegen.
Walter Kempowski am 14. April 1990
Hamit – Tagebuch 1990, 2006

 

 

Wir treiben unser Lebensspiel, und auf der Wand tanzen die Schatten.
Walter Kempowski am 4. März 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001

 

 

Ich weiß, daß die Seelen der Toten so lange leben, wie wir von ihnen sprechen. Und sie leben gern noch etwas, da drüben.
Walter Kempowski am 16. Februar 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990

 

 

Nichts geht verloren. Alles kommt wieder.
Walter Kempowski am 14. Januar 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008

 

 

Gedanken an Rostock, ausgelöst durch den Duft kokelnder Tannenzweige. Das Beharrungsvermögen hält uns in Kindheitserinnerungen gefangen, das Bewußtsein aber ist hiesig und läßt nichts mehr aufkommen von jener Stimmung.
Walter Kempowski am 24. Dezember 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990

 

 

Meine Handschrift und ich. Was ich geschrieben habe, schlingt sie in sich ein. Und das, was ich dann lese, hat sich verändert.
Walter Kempowski am 28. November 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008

 

 

Zyklen zu schaffen, das hat Schriftsteller schon immer gereizt. Hubert Fichte, Horst Bienek. Warum nicht? In Zyklen umschließt man die Welt mit beiden Händen.
Walter Kempowski am 12. Oktober 1990
Hamit – Tagebuch 1990, 2006

 

 

Nur wer sich gut erinnert, überlebt.
Walter Kempowski am 1. September 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990

 

 

Es gibt überall Schönheit, und wenn es Sehnsucht ist nach ihr.
Walter Kempowski am 30. August 1959
Wenn das man gut geht! – Aufzeichnungen 1956 – 1970, 2012

 

 

Pädagogik ist dort am wirksamsten, wo sie nicht stattfindet.
Walter Kempowski am 9. Juli 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990

 

 

Früh, wann die Hähne krähn…
Arbeit ist das beste Mittel gegen Kummer jeder Art.
Walter Kempowski am 4. Juni 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008

 

 

Flieder. Die Blumen entfalten ihre Blütenflügel gen Himmel, „von wannen ihnen“ der Tod kommt. Daß die Menschen im Dezember Flieder haben wollen: Daran gehen wir zugrunde. Das sind die Erdbeeren im Winter und die Wegwerfkleider aus Papier.
Walter Kempowski am 8. Mai 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990

 

 

Erlebnisse: bedeutungsschwere Partikel, die im Gedächtnis kristallisieren. Die Erinnerung an das Erlebte ist nicht gleich dem Erlebten. Es hat ein Austausch mit dem Allgemeinen und mit dem Gegenwärtigen stattgefunden.
Walter Kempowski am 12. April 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001

 

 

Auf der „Insel“ vorm Haus ein Rest von Schnee? Woher denn das? Nein, es ist eine Schneeglöckchenkolonie.
Walter Kempowski am 3. März 1990
Hamit – Tagebuch 1990, 2006

 

 

Träume, die sich uns entziehen, sind wie goldene Taler, die man ins Wasser wirft.
Walter Kempowski am 1. Februar 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001

 

 

Auch wenn ich über Vergangenes schreibe, hat das mit Zukunft zu tun, zum mindesten mit Gegenwart.
Walter Kempowski am 16. Januar 1990
Hamit – Tagebuch 1990, 2006

 

 

In der Nacht ein großartiger Sternenhimmel. […] Allerhand größere Sterne, von denen ich gern gewußt hätte, wie sie heißen. Was man benennt, hat man.
Walter Kempowski am 9. Dezember 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008

 

 

Je besser etwas gelungen ist, desto schneller gewinnt man Abstand davon.
Walter Kempowski am 7. November 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990

 

 

In der Pädagogik gibt es kein Rezept. Jeder Tag stellt einen vor neue Aufgaben, die man selbst lösen muß, kein Mensch kann einem dabei helfen.
Walter Kempowski am 2. Oktober 1957
Wenn das man gut geht! – Aufzeichnungen 1956 – 1970, 2012

 

 

Alles Schreiben ist nur das Ertasten von Verlorenem.
Walter Kempowski am 1. September 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990

 

 

Wer Tagebuch schreibt, muß ein Sonnensegel in seinem Universum entfalten, da finden sich immer Staubpartikel.
Walter Kempowski am 20. August 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001

 

 

Daß Unterrichten auch dem Lehrer Spaß machen muß – sonst hält man es nicht 30 Jahre aus –, das begreifen sie nicht. Jede Stunde, in der nicht gelacht wird, ist eine verlorene Stunde.
Walter Kempowski am 10. Juli 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001

 

 

Chaos und Ordnung. Das Chaos ist das Menschlichere.
Walter Kempowski am 12. Juni 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990

 

 

Zur Heiterkeit findet ein Mensch zurück, wenn man sich mit ihm beschäftigt.
Walter Kempowski am 15. Mai 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001

 

 

„Voll von Wundern war mir die Welt…“, und täglich kommen neue dazu. Anderes sinkt in die Tiefe ab, und kein Schleppnetz holt es wieder herauf.
Walter Kempowski am 1. April 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008

 

 

Das Leben im Zeitraffer. Ein Zeit-Mikroskop erfinden. Tage unter einer „Zeit-Lupe“ betrachten.
Walter Kempowski am 14. März 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008

 

 

Mit etwas zu beginnen, ist es nie zu spät.
Walter Kempowski am  28. Februar 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001

 

 

Jede Biographie ist ein Gegenstück zu einer anderen. Alle zusammen bilden eine Kuppel, und wir stehen unter ihr und sinnen den Mustern nach, die sich aus den Lebenslinien bilden und sonderbarerweise großartig zusammenfügen.
Walter Kempowski am 8. Januar 1990
Hamit – Tagebuch 1990, 2006

 

 

Es ist ganz einfach: man muß wissen, was man will. Und das genügt.
Walter Kempowski am 11. Dezember 1990
Hamit – Tagebuch 1990, 2006

 

 

Auf eine Idee kommen. – Sie kommt doch auf uns? Oder? Woher? Aus einer Weltraumferne.
Walter Kempowski am 17. November 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008

 

 

Sie können uns doch nicht die Sehnsucht nach der Heimat übelnehmen. Der Unterschied zwischen dem Zuhause und der Heimat.
Walter Kempowski am 19. Oktober 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001

 

 

Das Fanal ist es, was immer haften bleiben wird. Eine solche Tat mit einem so naiv-klaren Ziel wird zwar nicht die Welt verändern, aber als babylonisches Ereignis dauern. Ich kann nicht Zeitung lesen, nicht schreiben, nichts […].
Walter Kempowski am 12. September 2001
Tagebucheintrag zu 9/11

 

 

Um Tagebuch schreiben zu können, muß man die Gegenwart erleben, als ob man sich an etwas Vergangenes erinnert.
Walter Kempowski am 1. August 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990

 

 

Wieso denken wir gleich immer an brennende Kerzen, wenn wir mit den Seelen in Beziehung treten? Auch Blumenopfer sind sinnlos. Setze dich in einen Stuhl und sage leise vor dich hin: Vater, dann steht er sofort neben dir.
Walter Kempowski am 30. Juli 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001

 

 

Ich telefonierte mit Robert, der ganz vergnügt war.
Ich: „Schlechtes Wetter, nicht?“
Er: „Wieso? Ich sitze drinnen.“
Walter Kempowski am 29. Juni 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990

 

 

Ihr lieben Tagebuch-Schreiber, was wäre ich ohne Euch!
Walter Kempowski am 18. Mai 1989
Alkor – Tagebuch 1989, 2001

 

 

Über Kinder und junge Hunde haben sich bestimmt schon die Neandertaler gefreut.
Walter Kempowski am 23. April 1983
Sirius – Eine Art Tagebuch, 1990

 

 

Der Tag sammelt die Lebenskristalle an, ohne daß man es wahrnimmt. Man pickt sie erst auf, wenn sie sich gehärtet haben. Das kann Jahre dauern, bis sie reif sind.
Walter Kempowski am 8. März 1991
Somnia – Tagebuch 1991, 2008

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