Rückblicke
Das Veranstaltungsarchiv dokumentiert vergangene Programmhöhepunkte.
Dinge werden übermächtig, sobald sie verschwunden sind.
Peter Kurzeck am 18. April 2011.
„Sobald ich schreibe, habe ich das Gefühl, die Zeit bleibt stehen!“
Dieses Zitat bringt auf den Punkt, mit welcher Intensität Peter Kurzeck die gut 80 Zuhörer in der Kempowski Stiftung begeisterte. Der Autor las aus seinem neu erschienenen Buch „Vorabend“, dem fünften Teil seiner autobiografisch-poetischen Chronik „Das alte Jahrhundert“, die insgesamt auf zwölf Titel angelegt ist. Ein spektakuläres literarisches Vorhaben einerseits. Andererseits schon jetzt eine Erinnerungsreise par excellence, auf die der Autor das Publikum auch in Nartum mitnahm. In dem Gespräch nach der Lesung zeigte Peter Kurzeck zudem, wie anregend unterhaltsam es sein kann, wenn ein Autor über sein Schreiben und seine Sicht auf die Welt erzählt.
Ein kurzweiliger und gleichzeitig nachdenklich-erinnernder Abend im Haus Kreienhoop!
Über Peter Kurzeck
Der 1943 in Böhmen geborene Autor lebt heute im südfranzösischen Uzès und in Frankfurt am Main.
Sein Werk wurde mehrfach ausgezeichnet, so beispielsweise mit dem Alfred-Döblin-Preis, dem Hans-Erich-Nossack-Preis und dem Georg-Christoph-Lichtenberg-Preis.
Ich reise immer wieder in meine Heimat, um mich dort mit dem dreijährigen Kind, das ich einmal war, zu treffen.
Peter Kurzeck in der Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop.
„Winter im Sommer – Frühling im Herbst“
Eines vorweg: Die Lesung von Joachim Gauck war ein voller Erfolg! Wegen der bereits im Vorfeld überaus zahlreichen Vorbestellungen hatte die Kempowski Stiftung die Veranstaltung in den Saal des Nartumer Hofs verlegt – und das war auch gut so. Schließlich kamen 270 äußerst interessierte Gäste aus nah und fern, um dem Mann zu lauschen, der bei der vorgezogenen Bundespräsidentenwahl im Jahr 2010 als „Kandidat der Herzen“ antrat und seinem Mitbewerber Christian Wulff nur knapp unterlag.
Gauck las fast zwei Stunden aus seiner Autobiografie „Winter im Sommer – Frühling im Herbst“. Und erzählte dabei auch, was es mit dem lyrisch anmutenden Titel auf sich hat: Winter im Sommer – weil sein Vater im Sommer 1951 „abgeholt“ und wegen angeblicher Spionage nach Sibirien verschleppt wurde. Frühling im Herbst – weil im Herbst 1989 mit der Wende ein neues Leben für die Menschen in Ostdeutschland begann.
Ein interessanter, äußerst ehrlicher und wirklich bereichernder Abend, den der Rostocker Joachim Gauck gleich zu Beginn Walter Kempowski widmete.
Über Joachim Gauck
Der im Jahr 1950 in Rostock geborene Joachim Gauck wird nach einem Studium der Evangelischen Theologie Pfarrer in Mecklenburg. In den Wendemonaten 1989/1990 prägt er als Mitglied des Neuen Forums die öffentlichen Proteste der Bürgerbewegung entscheidend mit. Nach der Wiedervereinigung übernimmt Gauck einen der verantwortungsvollsten Posten der Republik. Als erster Beauftragter für die Stasi-Unterlagen sorgt er dafür, dass die jahrzehntelang in Aktennotizen festgehaltenen Spitzeldienste des Staatssicherheitsdienstes der DDR öffentlich zugänglich gemacht werden.
Der Redner und Publizist Joachim Gauck wurde im März 2012 zum elften Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt.
Die Kempowski Stiftung öffnete an diesem Tag interessierten Besuchern von 10.00 bis 17.00 Uhr ihre Türen. Hildegard Kempowski und Mitarbeiter gestalteten die Führungen durch das Haus.
Um 11.00 und um 14.00 Uhr fand jeweils eine musikalische Lesung für Kinder und Erwachsene statt.
Um 15.30 Uhr musizierten und lasen Kinder für Kinder.
„Wenn wir Tiere wären"
Mit Wilhelm Genazino konnte die Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop einmal mehr einen äußerst erfolgreichen und produktiven deutschsprachigen Schriftsteller in Nartum begrüßen. Die Lesung, die in Zusammenarbeit mit Radio Bremen und dem Literaturhaus Hamburg stattfand, wurde von der Nordwestradio-Moderatorin Silke Behl moderiert und war Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe „Ein Buch. Ein Autor. Ein Erlebnis“.
Genazino las aus seinem Roman „Wenn wir Tiere wären“ und nahm das Publikum mit auf eine Reise in den Alltag eines 40-jährigen Architekten. Sinnfragen, Zweifel, Alltäglichkeiten, Sehnsüchte und ein kompliziertes Liebesleben – all das wird mit viel Freude am Detail und einer guten Portion Ironie beschrieben.
Das Publikum in Nartum war begeistert.
Die Lesung wurde aufgezeichnet und am 5. November 2011 (15.00 bis 16.00 Uhr) im Literaturforum des Nordwestradios noch einmal übertragen.
Unser Zwang, alles zu reflektieren, macht unser Leben doch nur kompliziert. Die immer wiederkehrenden Zweifel, ob man denn die richtige Frau geheiratet hat, ob es der richtige Beruf ist, den man gewählt hat und ob man nicht alles ganz anders hätte machen sollen, sind doch letztendlich die Quellen des menschlichen Unglücks.
Wilhelm Genazino und Nordwestradio-Moderatorin Silke Behl.
Über Wilhelm Genazino
Der Autor
wurde 1943 in Mannheim geboren und lebt heute in Frankfurt am Main. Sein
Werk wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Georg Büchner-Preis und
dem Kleist-Preis. Zuletzt erschienen bei Hanser die Romane „Ein
Regenschirm für diesen Tag“ (2001), „Eine Frau, eine Wohnung, ein Roman“
(2003), „Die Liebesblödigkeit“ (2005), „Mittelmäßiges Heimweh“ (2007)
und „Das Glück in glücksfernen Zeiten“ (2009).
Das Literaturfest Niedersachsen war auch 2011 wieder in der Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop zu Gast.
Tagebuch-Dialoge.
Es lasen Stephan Schwartz und Thomas Rosenlöcher.
Wie kaum ein anderer deutscher Autor hat Walter Kempowski die Welt um sich herum beobachtet, das Kleine wie das Große, die privaten Alltäglichkeiten und die epochalen Umbrüche – und all das mit ungeheurer Präzision zu Papier gebracht. Nicht nur in den Romanen, sondern auch in seinen berühmten Tagebüchern, in denen der Ablauf der Jahrzehnte zu einer so gewitzten wie klarsichtigen Begegnung mit den ganz großen Fragen wird.
Im früheren Wohnhaus Kempowskis las Schauspieler Stephan Schwartz aus diesen grandiosen Texten und bekam Gesellschaft von Lyriker und Tagebuch-Autor Thomas Rosenlöcher, der seine eigenen, so optimistischen wie humorvollen Betrachtungen mitbrachte: Zwei Perspektiven, Vergangenheit und Gegenwart, trafen so aufeinander und traten in einen gewitzt erfrischenden und zugleich tiefgründigen Dialog.
Die Lesung wurde veranstaltet von der VGH-Stiftung, der Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop und der VGH Regionaldirektion Stade.
„Im Paradies gibt’s keine roten Ampeln“
Ein wenig deutete der Titel des neuen Buches von Hellmuth Karasek schon an, dass die Zuhörerinnen und Zuhörer einen humorvollen Abend erwarten durften. Und so war es denn auch! Hellmuth Karasek, dem Publikum gut bekannt als langjähriger Literaturkritiker und Buchautor, unterhielt die zahlreich erschienenen Besucher gut gelaunt mit frei vorgetragenen Anekdoten und Witzen. Der Professor zeigte sich dabei von seiner äußerst charmanten Seite und brachte sein Publikum immer wieder herzhaft zum Lachen.
Die Lesung war eine Gemeinschaftsveranstaltung der Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop und des Hotels Landhaus Wachtelhof aus Rotenburg/Wümme. Das Team des Hotels übernahm zudem das Catering für die rund 80 Gäste.
Man soll in Glossen zwar privat, aber nicht intim sein.
Hellmuth Karasek am 28. November 2011 mit Hildegard Kempowski.
Über Hellmuth Karasek
Der
Journalist und Schriftsteller
wurde 1934 in Brünn geboren und lebt heute in Hamburg. Er leitete mehr
als 20 Jahre das Kulturressort des „Spiegel“, war Mitherausgeber des
„Berliner Tagesspiegel“ und gehörte zum „Literarischen Quartett“. Zu
seinen Veröffentlichungen zählen „Billy Wilder. Eine Nahaufnahme“
(1992), „Go West, eine Biographie der fünfziger Jahre“ (1996) oder
„Karambolagen. Begegnungen mit Zeitgenossen“ (2002). Zuletzt erschienen
seine Erinnerungen „Auf der Flucht“ (2004), „Süßer Vogel Jugend oder Der
Abend wirft längere Schatten“ (2006) und die Glossensammlung „Vom
Küssen der Kröten“ (2008).
Musikalischer Vortrag zur Munch-Ausstellung in der Bremer Kunsthalle
Detlef Stein (Vortrag) und Markus Goede (Klavier)
Sensibel und expressiv zugleich hat Edvard Munch menschliche Gefühle zur Darstellung gebracht. Sein Werk ist eng mit der eigenen Lebensgeschichte verknüpft. Es führt in das Oslo (damals Kristiania) des späten 19. Jahrhunderts. Dort war Munch Teil der künstlerischen Boheme, doch auch in europäischen Kunstmetropolen wie Paris und Berlin war der Künstler zu Hause.
Der Vortrag des Kunsthistorikers Detlef Stein wurde von Markus Goede am Klavier begleitet: Kompositionen von Zeitgenossen wie Edvard Grieg führten atmosphärisch in Leben, Werk und Umfeld des norwegischen Künstlers ein.
Vor dem musikalischen Vortrag fand ein Besuch der Munch-Ausstellung in der Bremer Kunsthalle am 24.02.2012 statt.
Eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Gyhumer Kulturverein.
Weitere Informationen und Kartenreservierung >
Ich schaue nicht weg!
F. C. Delius am 14. März 2012.
„Ich kann ohne Literatur nicht leben!“
Dass dieses Bekenntnis bei Friedrich Christian Delius auf jeden Fall kein Lippenbekenntnis ist, dürfte den knapp hundert Zuhörerinnen und Zuhörern nicht verborgen geblieben sein, die zur Lesung des aktuellen Büchner-Preisträgers in der Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop erschienen waren.
Hier, in den ehemaligen Wohn- und Arbeitsräumen des Schriftstellers Walter Kempowski, fand einmal mehr eine gemeinsame Veranstaltung von Kempowski Stiftung, Nordwestradio und dem Literaturhaus Hamburg statt, getreu dem Motto: „Ein Buch, ein Autor, ein Erlebnis“!
F. C. Delius las aus seinem neu erschienenen Erinnerungsband „Als die Bücher noch geholfen haben“. Biografische Skizzen – so lautet der Untertitel des Buches. Entsprechend entführte der Autor sein Publikum auf eine persönliche Zeitreise: Wie man im Jahr 1973 in Berlin den Rotbuch Verlag gründete. Oder wie die letzten Sitzungen der Gruppe 47 verliefen – Schriftstellertreffen, die der kritischen Auseinandersetzung mit den Kollegen, aber auch der Förderung junger Autoren dienten. Auch berichtete Friedrich Christian Delius darüber, wie er seinerzeit das Werk der späteren Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller entdeckte oder wie es wegen einer von ihm gewünschten kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema „RAF“ zum Bruch mit dem Rotbuch Verlag kam.
Ein wirklich themenreicher und interessanter Abend! Literarisch wertvoll und dabei äußerst unterhaltsam!
Die Lesung wurde aufgezeichnet und am 20. März (ab 15.05 Uhr) im Nordwestradio gesendet.
Nichts kann so falsch sein wie die Erinnerung!
Friedrich Christian Delius und Nordwestradio-Programmdirektor Jörg-Dieter Kogel.
Über Friedrich Christian Delius
1943 in Rom geboren und in Hessen aufgewachsen, studierte Friedrich Christian Delius Germanistik in Berlin. Nach der Promotion bei Walter Höllerer und einer Tätigkeit als Lektor für die Verlage Wagenbach und Rotbuch arbeitet er seit 1978 als freier Schriftsteller. Neben zahlreichen Preisen und Auszeichnungen erhielt er im Jahr 2012 den Georg-Büchner-Preis. Zu seinen bekanntesten Büchern gehören „Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde“ (1994), „Mein Jahr als Mörder“ (2004) oder „Die Frau, für die ich den Computer erfand“ (2009). Das umfangreiche Werk von Friedrich Christian Delius wurde in mittlerweile 17 Sprachen übersetzt. Der Autor lebt heute in Rom und Berlin. Aktuell ist das Erinnerungsbuch „Als die Bücher noch geholfen haben“ (2012) erschienen.
Mit einer „Traumbiografie“ gegen das Leben im Konjunktiv
Die eigene Biografie neu erfinden – aufschreiben, wie es auch gewesen sein könnte! Dass solch’ ein Experiment äußerst reizvoll sein kann, beweist Felicitas Hoppe in ihrem neuen Roman „Hoppe“. Da erfindet die Autorin für die Hauptfigur, die genauso heißt wie sie selbst, eine Kindheit in Kanada, eine Jugend in Australien und eine Flucht nach Amerika. Wie spannend, originell und sprachlich brillant das aufgeschrieben ist, davon konnten sich die Zuhörerinnen und Zuhörer bei der Lesung von Felicitas Hoppe in der Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop überzeugen.
Das Publikum erlebte auf diese Weise live, was in der Juryentscheidung zur Vergabe des Georg-Büchner-Preises an Felicitas Hoppe in diesem Jahr so formuliert wurde: „In einer Zeit, in der das Reden in eigener Sache die Literatur immer mehr dominiert, umkreist Felicitas Hoppes sensible und bei allem Sinn für Komik melancholische Erzählkunst das Geheimnis der Identität.“
Die Gemeinschaftsveranstaltung von Nordwestradio, dem Literaturhaus Hamburg und der in Nartum ansässigen Stiftung wurde gefördert durch die VGH-Stiftung.
Mich hat die Thematik dieser „Traumbiografie“ auf jeden Fall interessiert.
Die Nordwestradio-Moderatorin Elke Schlinsog und Felicitas Hoppe.
Je älter die Menschen werden, desto häufiger leben sie im Konjunktiv!
Felicitas Hoppe am 15. Juni 2012.
Über Felicitas Hoppe
Felicitas Hoppe, 1960 in Hameln geboren, lebt und arbeitet nach einem Studium in Tübingen, Oregon, Rom und Berlin heute als freie Schriftstellerin in der deutschen Hauptstadt. Sie debütierte im Jahr 1996 mit dem Buch „Picknick der Friseure“. Seitdem sind regelmäßig weitere Werke erschienen, zuletzt der Roman „Hoppe“. Felicitas Hoppe erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, unter anderem den Aspekte-Literaturpreis, den Bremer Literaturpreis und im Mai 2012 den Georg-Büchner Preis.
Das Literaturfest Niedersachsen war auch 2012 wieder in der Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop zu Gast.
Mit: Hanns Zischler, Ulrich Schacht und Jan Ehlert (Moderation)
„Das Zuchthaus“, hat Walter Kempowski, der große Romancier, Faktensammler und Deutschland-Chronist, einmal gesagt, „war meine Universität.“ Zugleich aber auch ein traumatisierender und wegweisender Einschnitt in der Biographie des späteren Schriftstellers: Als er 19 Jahre alt war, wurde Kempowski wegen Spionageverdachts von einem russischen Militärgericht zu 25 Jahren Haft verurteilt. Acht Jahre davon saß er in Bautzen – acht Jahre, in denen auch der Entschluss reifte, schreiben zu wollen.
Hanns Zischler, Schauspieler-Altstar und selbst literarischer Essayist, las in Kempowskis ehemaligem Wohnhaus in Nartum aus den Texten, in denen die Erinnerung an die Haft zu verblüffenden Einsichten und Geschichten führt. Dazu steuerte Autor Ulrich Schacht seinen ganz eigenen Blick bei – schließlich wurde der Journalist und Erzähler im Frauengefängnis Hoheneck geboren, in dem seine Mutter inhaftiert war. 1973 wurde er in der DDR wegen „staatsfeindlicher Hetze“ zu sieben Jahren Freiheitsentzug verurteilt und später in die BRD entlassen. Seine Texte und Bücher handeln von der wechselhaften Geschichte Deutschlands, von der Erfahrung von Freiheit und ihrem Verlust.
Die Lesung wurde veranstaltet von der VGH-Stiftung, der Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop und der VGH Regionaldirektion Stade.
Wer bin ich und woher komme ich
Mit Sten Nadolny kam im Oktober 2012 ein Autor in die Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop, dem wir die „Entdeckung der Langsamkeit“ verdanken und der sich mit seinem neuen Roman „Weitlings Sommerfrische“ den Fragen stellt, die nicht nur Philosophen immer wieder beschäftigt: Wer bin ich und woher komme ich? Auf der gut besuchten Lesung, die als Gemeinschaftsveranstaltung der Stiftung, des Literaturhauses Hamburg und von Nordwestradio stattfand, konnten sich die Zuhörerinnen und Zuhörer davon überzeugen, dass man sich diesen bedeutsamen Fragen auch heiter-nachdenklich nähern kann.
Dem Zeitpfeil entgegen, zurück in die Vergangenheit!
Sten Nadolny am 15.10.2012
Über Sten Nadolny
Der Autor, geboren 1942, lebt in Berlin und am Chiemsee. Seine literarische Karriere begann im Jahr 1981 mit dem Roman „Netzkarte“. Einem großen Publikum bekannt wurde Nadolny mit seinem Buch „Die Entdeckung der Langsamkeit“, das 1983 erschien und ein Welterfolg wurde. Es folgten preisgekrönte Romane wie „Selim oder die Gabe der Rede“ und „Ein Gott der Frechheit“. Im Jahr 2012 erschien „Weitlings Sommerfrische“.
Ich habe nicht gewusst, dass ich mir selbst so interessant werden kann.
Inge Jens in Haus Kreienhoop
„Man muss nicht alles preisgeben!“
Einmal mehr konnte die Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop in diesem Jahr einen besonderen Gast begrüßen. Mit Inge Jens kam schließlich die Herausgeberin der Tagebücher von Thomas Mann nach Nartum, die zusammen mit ihrem Mann, dem Rhetorikprofessor Walter Jens, auch zwei Bücher über Mitglieder der Mann-Familie veröffentlicht hat. Die rüstige Autorin las an dem Abend aus ihrer 2009 erschienenen Autobiografie „Unvollständige Erinnerungen“. Das Publikum war beeindruckt – auch weil sich die 85-Jährige im Anschluss an die Lesung außergewöhnlich offen zeigte und über ihr Leben bereitwillig Auskunft gab. So erfuhren die Zuhörerinnen und Zuhörer, dass das Elternhaus von Inge Jens in Wandsbek, nicht unweit dem von Helmut Schmidt, stand. Außerdem berichtete sie über einen Luftangriff auf Hamburg 1943 – ein Erlebnis, das furchtbar gewesen sei, sie aber trotzdem nicht „aus der Bahn geworfen“ habe. Nach dem Krieg studierte die Autorin in Tübingen und lernte dort ihren späteren Mann Walter kennen, der heute an Demenz erkrankt ist. Dies sei sicherlich die einschneidendste Lebenserfahrung für sie gewesen, so Inge Jens. Doch „wenn der Partner nicht mehr da ist, müssen Sie sich auf sich selber stützen!“
Die Lesung, eine Gemeinschaftsveranstaltung der Kempowski Stiftung, des Literaturhauses Hamburg und von Nordwestradio, wurde aufgezeichnet. Ausschnitte werden am 27. November 2012 um 15.05 Uhr (Nordwestradio) gesendet.
Nachdem ich mich einmal entschlossen hatte, das zu schreiben, war es nicht mehr schwer.
Inge Jens und Hildegard Kempowski
Über Inge Jens
Inge Jens wurde 1927 in Hamburg geboren. Nach einem Studium der Germanistik, Anglistik und Pädagogik promovierte sie 1953 und wurde vor allem als Herausgeberin der Tagebücher von Thomas Mann bekannt.
Seit 1951 ist Inge Jens mit dem Literaturhistoriker, Kritiker und Schriftsteller Walter Jens verheiratet. Das Ehepaar schrieb zusammen die Bestseller „Frau Thomas Mann“ (2003) und „Katias Mutter“ (2005). Inge und Walter Jens leben in Tübingen.
„Eine sehr intime Örtlichkeit!“
Mit diesen Worten beschrieb der Schriftsteller Frido Mann seine Eindrücke von Haus Kreienhoop, wo er im März 2013 zu Gast war. Er las vor mehr als 80 Zuhörerinnen und Zuhörern aus eigenen Büchern, aber auch aus den Werken seines Großvaters Thomas Mann und seines Onkels Klaus Mann.
Für den musikalischen Rahmen sorgten Ortrun Grahe am Klavier und Vesselin Paraschkevov auf der Violine.
Die musikalische Lesung, die auf Initiative der Pianistin Grahe stattfand, war eine stimmungsvolle Annäherung von Literatur und Musik. Auch Frido Mann, der anfänglich etwas skeptisch gewesen war, wie er gestand, fand zur Pause lobende Worte: „Es ist etwas sehr Besonderes, hier eine Veranstaltung zu machen!“
Walter Kempowski hätte es sicherlich gefallen…
„Autobiografisch abreagiert!“
Hanns-Josef Ortheil über sein neues Buch
„Ein ganz besonderes Mai-Wunder!“
Mit diesen Worten begrüßte Hildegard Kempowski den Autor Hanns-Josef Ortheil, der unter dem bekannten Slogan „Ein Buch, ein Autor, ein Erlebnis“ am 15. Mai 2013 zu Gast in der Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop war. Die Veranstaltung, mit mehr als 120 Zuhörern so gut besucht wie keine bisher zuvor, wurde einmal mehr in Zusammenarbeit mit dem Nordwestradio organisiert und von der VGH-Stiftung gefördert.
Hanns-Josef Ortheil las aus seinem Buch „Das Kind, das nicht fragte“ und unterhielt die Besucherinnen und Besucher zudem mit vergnüglichen Erzählungen aus seinem Schriftstellerleben.
Die Basis allen schriftstellerischen Lebens sei das Notieren, gestand Ortheil und offenbarte dabei eine Gemeinsamkeit mit Walter Kempowski, der auch durch sein ausführliches Tagebuchschreiben berühmt geworden ist.
Angeregt durch das neue Buch von Hanns-Josef Ortheil, das auf Sizilien spielt, nahmen die Gäste an diesem Abend aber noch eine weitere Erkenntnis mit: „Sizilien ist die ideale Insel, um den Frühling zu genießen.“ Wer würde nicht gerne dem Rat des Autors folgen und sich ans Mittelmeer aufmachen – bis zur nächsten Lesung in der Kempowski Stiftung.
Über Hanns-Josef Ortheil
Seit vielen Jahren gehört Hanns-Josef Ortheil, 1951 in Köln geboren, zu den bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellern der Gegenwart. Seine Bücher, beispielsweise „Liebesnähe“ (2011), „Die Moselreise“ (2010) oder „Die Erfindung des Lebens“ (2009), wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Zuletzt erschien der Roman „Das Kind, das nicht fragte“ (2013).
Das umfangreiche Werk wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Seit 2003 ist Hanns-Josef Ortheil Professor für kreatives Schreiben und Kulturjournalismus, seit 2009 darüber hinaus auch Direktor des Instituts für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft an der Stiftungsuniversität Hildesheim.
15.09.2013
Dichtertreffen
Erinnern Sie sich an Walter Kempowskis legendäre „Dichtertreffen“ in den 80er-Jahren in Nartum? Die Kempowski Stiftung möchte die damals überaus erfolgreiche Reihe wiederbeleben und bot deshalb ein Wochenende lang literarisch kulturelle Dialoge mit drei der wichtigsten Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur an! Auf dem Programm standen Diskussionen, Autorenlesungen, Gespräche und Begegnungen in Haus und Garten.
Das Wochenende stand unter dem Motto: „Zeit vergessen, Zeit erinnern“.
Mit der Preisträgerin des Deutschen Buchpreises Ursula Krechel („Landgericht“), dem Büchnerpreisträger Friedrich Christian Delius („Als die Bücher noch geholfen haben“) und dem Chronisten des „Alten Jahrhunderts“ Peter Kurzeck („Vorabend“).
Planung und Moderation: Wend Kässens (Ex-Leiter der Literaturredaktion des NDR)
Ein Buch, ein Autor, ein Erlebnis
Jochen Schmidt las aus seinem Buch „Schneckenmühle“.
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Nordwestradio und dem Literaturhaus Hamburg, gefördert durch die VGH-Stiftung
Ein Buch, ein Autor, ein Erlebnis
Heinrich Steinfest las aus seinem Buch „Der Allesforscher“.
Sixten Brauns vollkommen normales Managerleben implodiert, als in Taiwan ein Wal explodiert und Sixten von irgendeinem Teil des Wal-Innenlebens k.o. geschlagen wird. Kaum aus dem Krankenhaus entlassen, stürzt er mit dem nächstbesten Flugzeug ab – und überlebt abermals. Doch nicht ohne zwischendurch die große Liebe erlebt zu haben. Und so kommt er Jahre später – Sixten hat sich längst vom Manager zum Bademeister gewandelt – zu einem Kind, das auf gar keinen Fall sein eigenes sein kann, es dann aber plötzlich doch ist: ein frisch verwaister Junge namens Simon, der nicht spricht, außer in seiner eigenen, nur ihm selbst verständlichen Sprache. Ein Junge, der sich als ganz ungewöhnlich talentiert in ganz ungewöhnlichen Bereichen erweist: Er kann klettern wie eine Gämse und zeichnen wie Leonardo da Vinci. Auch liegt es an Simon, dass sich so manche Gerade in Sixtens Leben zum Kreis schließt … (Piper)
„Heinrich Steinfest ist ein Meister der skurrilen Sprachbilder und alltagsphilosophischen Exkurse.“ (Der Spiegel)
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Nordwestradio
Ein Buch, ein Autor, ein Erlebnis
Ulrike Draesner las aus ihrem Buch „Sieben Sprünge vom Rand der Welt“.
Ausgefeilte Sprache, komplexe Themen, spannungsreicher Bezug zu zeitgenössischen Themen: Der Schriftstellerin Ulrike Draesner gelingt es immer wieder, Tabus und Sehnsüchte des 21. Jahrhunderts in überraschenden Wendungen darzustellen. Entwicklungen in den Naturwissenschaften werden ebenso aufgegriffen und weitergedacht wie kulturelle Verhaltensweisen. Es entstehen intensive Kammerspiele – eng über Gefühle oder Verwandtschaft miteinander verbundene Personen werden in intensiver Verstrickung und Interaktion gezeigt. Die anschauliche und präzise Sprache lässt klangvoll miterleben, wovor Menschen sich fürchten, was sie träumen, wie sie lieben. Komplex verwobene Geschichten voller historischer, literarischer und kultureller Anspielungen, intelligent und überraschend, berührend, humorvoll und ernst.
„Krieg, Flucht und Vertreibung: Ulrike Draesner ergründet in einem glänzenden Roman die Verfasstheit einer traumatisierten Generation.“
Katharina Teutsch, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Informationen zum Buch >
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Nordwestradio
„Dieses Haus ist eine Umarmung!"
Hildegard Kempowski, 1991
Aus Anlass der abgeschlossenen Baumaßnahmen und Hildegard Kempowskis 80. Geburtstag lud die Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop zu einem musikalischen Empfang.
Es musizierte das „Pasternack Swing Trio".
25.04.2015
Wissenschaftliche Tagung
14.00 Uhr
Tagungsprogramm
(Leitung; Prof. Dr. Lutz Hagestedt)
Freitag, 24. April
2015
14.00 Uhr
Begrüßung durch Hildegard Kempowski und Prof. Dr. Lutz Hagestedt
14.15 Uhr
Stephan Lesker (Rostock):
„Ich war drei Schritte hinter mir.“ Autobiografie und der Blick der ‚anderen‘. Kempowskis Haftbericht „Im Block“
15.00 Uhr
Kai Sina (Göttingen):
Die kontrastive und selbsthistorisierende Neubewertung der frühwerklichen „Block“-Thematik im spätwerklichen „Langmut“
15.45 Uhr
Stefan Tuczek (Rostock):
Die Unsichtbarkeit des Autors. Walter Kempowski, halb verborgen hinter „Im Block“ und hinter „Hundstage“
16.30 Uhr
Torsten Voß (Bielefeld):
Der autobiografische Familienroman als transformierte Narration der Zeitgeschichte
17.30 Uhr
Anna Brixa (Berlin):
„…hintergründiger und absolut doppelbödig“. Kempowski auf Kempowskis Spuren: Autorschaftskonzeptionen in „Letzte Grüße“
18.15 Uhr
Carolin Krüger (Rostock):
„Klare Sache und damit hopp“? Das Projekt „Kempowski-Lesebuch“
18.45 Uhr
Abendessen
19.30 Uhr
Vortrag oder Lesung
Samstag, 25. April
2015
9.30 Uhr
Moritz Naumann (Rostock):
Kempowskis Rolle im Kontext der Vergangenheits- und Erinnerungspolitik
10.15 Uhr
Wiegand Körber (Rostock):
„Es gibt nichts schlimmeres als Recht zu behalten“. Walter Kempowski als Kommentator gesamtdeutscher Tagespolitik
11.00 Uhr
Kevin Kempke (Göttingen):
Kempowskis „Autorfigur“ zwischen Tagebuch und Roman
12.00 Uhr
Anne-Marie Humbert (Göttingen):
Autorinszenierung und mehrdeutige Lesarten bei Walter Kempowski und Peter Kurzeck
12.45 Uhr
Theresa Schmidtke (Münster):
Kempowski liest Kempowski. Zur Funktion von Anachronien als Autor-Multiplikatoren in den Tagebüchern
Abschlussdiskussion
Tagungsende: 14 Uhr
Weitere Informationen und Anmeldung >
Ein Buch, ein Autor, ein Erlebnis
Klaus Modick: Konzert ohne Dichter
Die Chronique scandaleuse Worpswedes: Rilke und Vogeler, ihr Werk und die Frauen – und ein epochales Gemälde
In seinem neuen Roman erzählt Klaus Modick die Entstehungsgeschichte des berühmtesten Worpsweder Gemäldes, von einer schwierigen Künstlerfreundschaft – und von der Liebe. Heinrich Vogeler ist auf der Höhe seines Erfolgs. Im Juni 1905 wird ihm die Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen – für sein Gesamtwerk, besonders aber für das nach fünfjähriger Arbeit fertiggestellte Bild „Das Konzert oder Sommerabend auf dem Barkenhoff“. Während es in der Öffentlichkeit als Meisterwerk gefeiert wird, ist es für Vogeler das Resultat eines dreifachen Scheiterns: In seiner Ehe kriselt es, sein künstlerisches Selbstbewusstsein wankt, und eine fragile Freundschaft zerbricht. Rainer Maria Rilke, der literarische Stern am Himmel der Worpsweder Künstlerkolonie, und sein „Seelenverwandter“ Vogeler haben sich entfremdet – und das Bild bringt das zum Ausdruck: Rilkes Platz zwischen den Frauen, die er liebt, bleibt demonstrativ leer. Was die beiden zueinander führte und später trennte, welchen Anteil die Frauen daran hatten, die Kunst, das Geld und die Politik, davon erzählt Klaus Modick auf kunstvolle Weise: Auf der Reise zur Preisverleihung erinnert Vogeler sich an die Gründung der Künstlerkolonie, die Magie der ersten Begegnung mit Rilke in Florenz, die Euphorie des gemeinsamen Aufbruchs – und an Paula Modersohn-Becker und Clara Rilke-Westhoff, die Frauen, denen Rilke in einer skandalösen Dreiecksbeziehung verbunden war. Ein großartiger Künstlerroman, einfühlsam, kenntnisreich, atmosphärisch und klug. (KiWi)
Eine gemeinsame Veranstaltung mit Nordwestradio
An die Musik. Ein autobiographischer Essay
Frido Mann, geboren 1940 in Monterey/Kalifornien, arbeitete nach dem Studium der Musik, der Katholischen Theologie und der Psychologie viele Jahre als klinischer Psychologe in Münster, Leipzig und Prag. Er lebt heute als freier Schriftsteller in München. Zuletzt sind von ihm erschienen: „Mein Nidden. Auf der Kurischen Nehrung“, „Das Versagen der Religion. Betrachtungen eines Gläubigen“ und „An die Musik. Ein autobiographischer Essay“ (erscheint im Oktober 2015).
Vesselin Paraschkevov gilt als einer der führenden Geiger. Bei Sofia in Bulgarien geboren, erhielt er seinen ersten Geigenunterricht im Alter von vier Jahren. Nach seiner Staatsprüfung, die er mit höchster Auszeichnung ablegte, studierte er in St. Petersburg bei Mischa Wayman. Es folgten Meisterkurse in Wien sowie bei Henryk Szeryng in Genf. Von 1969 bis 1973 war er Staatskünstler und Solist vom Sofiaconcert.
1973 wurde er zu den Wiener Philharmonikern als Konzertmeister berufen. Der mit zahlreichen bulgarischen und internationalen Preisen ausgezeichnete Violinist nimmt seit 1980 an der Essener Folkwang-Hochschule eine Professur wahr. Vesselin Paraschkevov spielt auf einer Violine von Josef Guarnieri aus dem Jahre 1710.
Jan Weiler: „Das Pubertier und andere Geschichten“
Haben Sie auch ein Kind in der Pubertät? Dann brauchen Sie dieses Buch! 22 hochamüsante Geschichten von Jan Weiler, dem Autor des Bestsellers „Maria, ihm schmeckt’s nicht“.
Jan Weiler, 1967 in Düsseldorf geboren, arbeitete als Texter in der Werbung und war lange Jahre Chefredakteur des SZ-Magazins. Mit seiner italienischen Frau und seinen zwei Kindern lebt er südlich von München.
Bei der Darstellung durch Carsten Bülow und Jens Weisser vibrierte buchstäblich die Luft, auch wenn sie Szenen aus dem Roman „Ein Kapitel für sich“ bestrittten.
Darstellende Kunst und Lesung vereinten sich an diesem Abend und ermöglichten einen besonderen Kunstgenuss.
Zu den Künstlern:
Jens Weisser spielte in der Verfilmung von „Ein Kapitel für sich“ (Regie: Eberhard Fechner) Robert Kempowski und in dem Stück „Tadellöser & Wolff“ am Altonaer Theater den Vater Kempowski.
Carsten Bülow ist Schauspieler aus Dortmund. Zu seinem Repertoire gehören Texte von Johann Wolfgang von Goethe, Edgar Allan Poe, Kurt Tucholsky, Franz Kafka, Theodor Storm, Alexander Puschkin oder Mark Twain. Bülow blickt auf über 25 Jahre Bühnenerfahrung zurück und setzt seine Stimme auch als Synchronsprecher ein.
Hanns-Josef Ortheil: „Der Stift und das Papier“
Nach dem Erscheinen seines zweiten Kindertagebuchs „Die Berlinreise“ wurde Hanns-Josef Ortheil häufig gefragt, wie er als Zwölfjähriger ein derart beeindruckendes Buch habe schreiben können. Dieser Frage ist er jetzt in dem Band „Der Stift und das Papier“ nachgegangen. Schritt für Schritt wird erzählt, wie er – begleitet und angeleitet von Vater und Mutter – sich das Schreiben beibrachte. Er beschreibt, wie er übte und wie diese Übungen langsam übergingen in kleine Schreibprojekte, die er sich selber ausdachte und verfolgte. Es ist die bewegende Geschichte eines Jungen, der lange Zeit nicht sprach und der einen eigenen Weg zum Sprechen und Schreiben suchen musste. Und es ist bei allen Widerständen, die sich in den Weg stellten, die Geschichte eines Wunderkindes, das früh ein Gefühl für das Erzählen besaß und das über eine Gabe verfügte, die alle anderen überstrahlte: beobachten zu können und das Beobachtete traumwandlerisch in die richtigen Worte zu fassen.
Hanns-Josef Ortheil wurde 1951 in Köln geboren. Er ist Schriftsteller, Pianist und Professor für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim. Seit vielen Jahren gehört er zu den bedeutendsten deutschen Gegenwartsautoren. Sein Werk wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter dem Thomas-Mann-Preis, dem Nicolas-Born-Preis und zuletzt dem Stefan-Andres-Preis. Seine Romane wurden in über 20 Sprachen übersetzt.
Mehr Informationen zum Buch >
Eine gemeinsame Veranstaltung mit Nordwestradio
Gerhard Henschel und Gerhard Kromschröder
Landvermessung. Durch die Lüneburger Heide. Von Arno Schmidt zu Walter Kempowski. Ein Wandertagebuch
Weitere Informationen zum Literaturfest >
Entdeckungsreise zu einer Welt, die zum Schweigen verurteilt, aber mitten unter uns ist
Wie erträgt man das Vergehen der Zeit, wenn man zur Untätigkeit gezwungen ist? Wie geht man um mit dem Verlust derer, die man geliebt hat? Wer trägt das Erbe weiter? Richard, emeritierter Professor, kommt durch die zufällige Begegnung mit den Asylsuchenden auf dem Oranienplatz auf die Idee, die Antworten auf seine Fragen dort zu suchen, wo sonst niemand sie sucht: bei jenen jungen Flüchtlingen aus Afrika, die in Berlin gestrandet und seit Jahren zum Warten verurteilt sind. Und plötzlich schaut diese Welt ihn an, den Bewohner des alten Europas, und weiß womöglich besser als er selbst, wer er eigentlich ist.
Jenny Erpenbeck erzählt auf ihre unnachahmliche Weise eine Geschichte vom Wegsehen und Hinsehen, von Tod und Krieg, vom ewigen Warten und von all dem, was unter der Oberfläche verborgen liegt.
„(…) dieser Roman ist realistisch: Nicht weil er Verhältnisse real darstellt, sondern weil er eine literarische Wirklichkeit aufbaut, die die Weltrealität reflektiert.“
NZZ am Sonntag, Stefana Sabin (30.08.2015)
Jenny Erpenbeck wurde 1967 in Berlin geboren. 1999 debütierte sie mit der Novelle „Geschichte vom alten Kind“, der weitere literarische Veröffentlichungen folgten, darunter Romane, Erzählungen und Theaterstücke. Ihr zuletzt erschienener Roman „Aller Tage Abend“ wurde von Lesern und Kritik gleichsam gefeiert und vielfach ausgezeichnet, so 2013 mit dem Joseph-Breitbach-Preis und 2015 mit dem Independent Foreign Fiction Prize.
Mehr Informationen zum Buch >
Feridun Zaimoglu:
„Evangelio. Ein Luther-Roman“
Die Versuchungen des Bibelübersetzers – Feridun Zaimoglu überrascht mit einem teutschen Roman
4. Mai 1521 bis 1. März 1522: Martin Luther hält sich auf der Wartburg auf. Gänzlich unfreiwillig, denn er ist auf Geheiß des Kurfürsten von Sachsen in Gewahrsam genommen worden. Dort sieht er sich größten Anfechtungen ausgesetzt, vollbringt aber auch sein größtes Werk: In nur zehn Wochen übersetzt er das Neue Testament ins Deutsche.
Feridun Zaimoglu begibt sich in die Zeit, auf die Burg und in die Kämpfe, die der Verdolmetscher auszufechten hat. Dazu bedient er sich eines Ich-Erzählers, der zwar eine erfundene Figur, aber äußerst faszinierend ist: Landsknecht Burkhard, ein ungeratener Kaufmannssohn, ist Martin Luther zum Schutze an die Seite gestellt. Seine Perspektive ist es, die den Blick auf das Leben, das Streben und die Qualen des Reformators eröffnet.
Feridun Zaimoglu, geboren 1964 im anatolischen Bolu, lebt seit seinem sechsten Lebensjahr in Deutschland. Er studierte Kunst und Humanmedizin in Kiel und schreibt für „Die Welt“, die „Frankfurter Rundschau“, „Die Zeit“ und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.
Eine gemeinsame Veranstaltung mit Nordwestradio
„Die Ruhe weg“
Warum kann man im Leben nicht alles haben? Man hat doch nur eins!
Marlies zog mitten nach Berlin, als das Leben hier versprach, wild und aufregend zu sein. „No regrets“ war schon damals ihr Lebensmotto, und die Jahre gingen ins Land. Nun ist Marlies 49 und fragt sich, wann eigentlich diese entsetzliche Verspießerung ihrer ganzen Umgebung begann. Auch ihr Mann, einst sexy Gitarrist in einer Rockband, ist zu einem antriebslosen Kerl mutiert. Doch der erotische Sidekick, den Marlies sich gönnt, endet mit einer wüsten Bauchlandung. Ein Jobangebot macht es möglich, dass Marlies alles hinter sich lassen und nach Italien verschwinden kann. Aber nicht jedem Neuanfang wohnt ein Zauber inne.
Eva Sichelschmidts Roman ist eine tragikomische Aufbruchsgeschichte über eine Frau, die es noch einmal wissen will: pointiert, stilsicher, amüsant.
Eva Sichelschmidt, geboren 1970, wuchs im Ruhrgebiet auf. Nach der Gesellenprüfung zur Damenschneiderin zog sie 1989 nach Berlin, danach machte sie sich mit einem Maßatelier für Braut- und Abendmoden selbstständig. Es folgten Aufträge als Kostümbildnerin bei Film und Oper. Seit 1997 ist sie Inhaberin des Geschäfts „Whisky & Cigars“, seit Beginn 2015 auch Repräsentantin des Berliner Auktionshauses Grisebach für Italien. Mit ihrem Ehemann Durs Grünbein und ihren drei Töchtern lebt sie in Rom und Berlin. „Die Ruhe weg“ ist ihr erster Roman.
Sommerkonzert mit dem
Trio Glorioso
Mathilde Helm (Blockflöte), Sornitza Patchinova (Violine) und Yuko Mine (Klavier)
Das Trio Glorioso verbindet eine jahrelange gemeinsame Konzerttätigkeit. Die Künstlerinnen überzeugen durch ihre musikalische Brillanz, ihr Einfühlungsvermögen und die dynamische Energie, mit der sie ihr Publikum auf eine Reise in verschiedene Klangdimensionen entführen. Das Erfahren der Musik als Ausdruck des Gefühls und als Raum für Freiheit und Kreativität steht für das Trio Glorioso im Vordergrund.
„Trio Glorioso“, drei Musikerinnen, begeistern das Publikum im Haus Kreienhoop
Kommentar des Besuchers Gerhard Jung
Mit dem „Trio Glorioso“ hatten die Veranstalter um Hildegard Kempowski einmal mehr hochkarätige Musiker zu Gast. Mathilde Helm (Blockflöte und Violine), Sornitza Patchinova (Violine) und Yuko Mine (Klavier) gaben das diesjährige Sommerkonzert im Nartumer Haus Kreienhoop. Klassische Musik von höchster Brillanz wurde geboten. Seit elf Jahren schon begeistert dieses Trio das Publikum.
Bei der Eröffnung mit einem Concerto von Vivaldi dominierten die Klänge einer Blockflöte. Blockflöte, das kennen wir ja alle aus den ersten Schuljahren und beim Krippenspiel der Kinder. Wer Mathilde Helm jedoch einmal auf diesem Instrument hat spielen hören, wird niemals mehr „Blockflöte kann jeder“ denken. Sie ist eine Virtuosin, die mit ihrem Instrument verzaubern kann. Schließt man die Augen, glaubt man, dem Zwitschern einer ganzen Vogelschar zuzuhören. Auch musikalische Klänge eines Klaviers zaubert Mathilde aus diesem kleinen Ding. Mit wachen Augen zieht sie die Musik aus den Noten und überträgt sie virtuos auf ihr Instrument. Sie ist eine Meisterin! Schon in jungen Jahren Gewinnerin vieler Musikwettbewerbe. Auch Violine spielt sie in hoher Vollendung.
Sornitza Patchinova, eine Bulgarin, lehrt am Hamburger Observatorium. Auch sie ist eine international bekannte Musikerin und spielt Violine mit großer Passion und Perfektion. Mathilde Helm, die Meisterin der Blockflöte, gehörte einst zu ihren Schülern. Auch bei der Dritten im Bunde fällt es schwer, sich mit Superlativen zurückzuhalten. Die Pianistin Yuko Ellinger spielt in Schwerin und komplettiert das Trio mit musikalischem Feingefühl und großer Dynamik. Yuko stammt aus Japan, eine begnadete Künstlerin, die auf die Frage nach der Anzahl ihrer Auszeichnungen keine genaue Auskunft geben kann. In Kreienhoop verzaubern Yuko und Sornitza das Publikum mit Schuberts Sonaten für Violine und Klavier.
Das Niveau der Veranstaltungen im Hause Kempowski ist durchaus mit Auftritten renommierter Künstler auf den großen Bühnen zu vergleichen. Nur die Eintrittspreise sind wesentlich moderater und auch ein Glas Wein ist schon für 2,00 Euro zu haben. Während die Geschäftsführerin Katrin Möller-Funk dezent im Hintergrund die Fäden der Organisation zieht, ist Hildegard Kempowski die Seele des Hauses. Herzlich begrüßt sie Künstler und Gäste, stellt ihnen neugierig Fragen und verwickelt alle, derer sie in den Pausen habhaft wird, in Gespräche. So schafft sie diese unnachahmlich familiäre Atmosphäre im Haus Kreienhoop in Nartum.
Herbstkonzert mit
Janka Simowitsch
Die Pianistin Janka Simowitsch verwöhnte das Publikum mit der gesamten Palette ihrer technischen Finesse, mit der sie eine ungeahnte Fülle an Emotionen hörbar machen konnte. Ob tiefste Trauer oder augenzwinkernder Humor: Janka Simowitsch wirkte authentisch, ihre emotionale Tiefe spiegelte sich in Mimik und Körperhaltung und übertrug sich auf den Flügel und die Zuhörerinnen und Zuhörer.
Die Pianistin Janka Simowitsch, geboren 1987 in Rostock, begann ihre musikalische Ausbildung an der örtlichen Musikschule, mit dessen Jugendsinfonieorchester sie als Zehnjährige ihr erstes Klavierkonzert gab. Im Alter von zwölf Jahren wurde sie Jungstudentin, ab 2005 Studentin bei den Professoren Kirschnereit, Will und Zack an der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Nach Abschluss ihres Studiums im Februar 2010 begann Janka Simowitsch ein Aufbaustudium bei Professor Konstantin Scherbakov an der Zürcher Hochschule der Künste. Darüber hinaus gaben ihr viele international bekannte Pianistinnen und Pianisten – u.a. Lazar Berman, Ewa Kupiec, Pavel Gililov und Elisabeth Leonskaja – bei Meisterkursen wertvolle Anregungen.
Zum Gedenken an den vor zehn Jahren verstorbenen Schriftsteller lasen Freunde, Fans und Weggefährten aus dem Werk Walter Kempowskis.
Die nachmittägliche Lesung wurde musikalisch begleitet.
Jeder hatte die Möglichkeit, mitzuwirken.
„Arbeiterroman“
Martin Schlosser hat sein Studium abgebrochen und lebt von den spärlichen Einkünften als Hilfsarbeiter einer Spedition. Sein Traum vom Schriftstellerleben hatte anders ausgesehen. Erst nachdem in Berlin die Mauer fällt, über Martins Elternhaus die Tragödien hereinbrechen und seine Freundin Andrea ihn verlässt, um als Bauchtänzerin ihr Glück zu machen, scheint der Durchbruch nahe.
Verschiedentlich ist bemerkt worden, dass Henschel erzählerisch ähnlich verfahre wie Walter Kempowski in den Romanen seiner „Deutschen Chronik“. Tatsächlich ist Henschel seit 1984 mit Kempowski bekannt gewesen und mit dessen Werk vertraut.
In einem Interview mit der Zeit erzählte Gerhard Henschel 2009:
„Ich habe das Glück gehabt, Walter Kempowski schon 1984 persönlich kennenzulernen. Wir sind danach in einem losen Kontakt miteinander geblieben. Als er schon todkrank war, besuchte ich ihn noch einmal, um ihm einige Fragen zu stellen, für das Buch, das ich über ihn schreiben wollte. Am Ende unseres Gesprächs ergab sich der folgende Dialog: ‚So, mein Lieber! Woran arbeiten Sie jetzt?‘ – ‚Ich setze jetzt den Kindheitsroman fort mit dem Jugendroman.‘ – ‚Ah, da komm ich dann ja auch drin vor!‘ – ‚Nicht ganz, der geht bis 1981 ...‘ – ‚Wie schade! Vielleicht können Sie als letzten Satz schreiben: Und dann lernte ich Kempowski kennen, da wurde alles anders.‘“
Georg Klein, 1953 in Augsburg geboren, veröffentlichte u.a. die Romane „Libidissi“, „Barbar Rosa“ und „Sünde Güte Blitz“ sowie die Erzählungsbände „Anrufung des Blinden Fisches“ und „Von den Deutschen“. Für seine Prosa wurden ihm der Brüder-Grimm-Preis und der Bachmann-Preis verliehen; für den 2010 erschienenen „Roman unserer Kindheit“ erhielt er den Preis der Leipziger Buchmesse.
Eine Veranstaltung innerhalb der wissenschaftlichen Tagung in Nartum.
Angelika Klüssendorf:
„Jahre später“
Mit „Das Mädchen“ und „April“ – beide auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis – schrieb Angelika Klüssendorf die Geschichte einer starken jungen Frau, die ihren Weg geht unter widrigen Umständen. „Jahre später“ erzählt nun von der intensivsten, aber auch zerstörerischsten Beziehung des erwachsenen Mädchens April – ihrer Ehe.
Auf einer Lesung lernt sie einen Mann kennen, der April zunächst durch seine dreist raumnehmende Art auffällt. Es ist nicht Sympathie, die sie zusammenführt. Es ist eine andere Form der Anziehung: Intensität. Angelika Klüssendorf erzählt, wie eine Liebe zwischen zwei radikalen Einzelgängern entsteht, die beide mit ihren eigenen Mitteln versuchen, ins Soziale zu finden und zu sich selbst. Es ist eine Geschichte von der Bereitschaft, sich zu öffnen, von glühender Gemeinsamkeit, aber auch den unaufhaltsamen Fliehkräften, die das Paar auseinandertreiben. Ohne jemals Partei zu ergreifen oder seine Figuren zu denunzieren, entwickelt „Jahre später“ die Anatomie einer toxischen Partnerschaft. Als Leser wünscht man bis zuletzt, dass es gelingen möge, und zugleich, dass es endlich ein Ende hat mit den beiden. Ein Buch, das keinen Moment lang unberührt lässt.
Einlass ab 19.30 Uhr
Eintritt: 10,00 Euro
Eine gemeinsame Veranstaltung mit Bremen zwei
Dominique Horwitz:
„Chanson d'Amour“
Spätsommer in Weimar. Theaterintendant Johannes Sander ist neu in der Stadt, aber die Kulturschickeria, voran der Chefredakteur der Lokalzeitung, will ihn wieder loswerden. Dazu ist jede Intrige recht. Doch ausgerechnet zwischen Sander und Christiane, der Frau des Journalisten, funkt es gewaltig: Das ist nicht die einzige gefährliche Liebschaft im Schatten des Nationaltheaters. In der jungen Ehe von Sanders Freund Roman Kaminski kriselt es, und dessen Adoptivtochter verliebt sich das allererste Mal. Lebensklug und mit viel Esprit erzählt Dominique Horwitz von den ach so verschiedenen Spielarten der Liebe.
Eine gemeinsame Veranstaltung mit Bremen zwei
Ein Abend mit dem „Trio Glorioso“
Es erklang die Blockflöte, gespielt von Mathilde Helm (Hamburg) als ein temperamentvolles, hoch virtuoses und tief berührendes Instrument gemeinsam mit der Violine, einfühlsam und mit Passion gespielt von der Hamburgerin Sornitza Patchinova. Die Pianistin Yuko Ellinger (Schwerin) komplettierte das Trio mit musikalischem Feingefühl, dynamischer Variabilität und einer zauberhaften Klangvielfalt.
Das „Trio Glorioso“ überzeugte durch seine musikalische Brillanz, Einfühlungsvermögen und die dynamische Energie.
Ein unvergesslicher Konzertabend!
Karen Duve:
„Fräulein Nettes kurzer Sommer“
Karen Duves so lakonischer wie gnadenlos sezierender Roman über die junge Dichterin Annette von Droste-Hülshoff und die Welt der letzten Romantiker, die deutsche Märchen sammelten, während die gute alte Ordnung um sie herum zerfiel. Das Porträt einer jungen Frau in einer Welt, in der nichts so blieb, wie es war.
Fräulein Nette ist eine Nervensäge! Dreiundzwanzig Jahre alt, heftig, störrisch und vorlaut, ist sie das schwarze Schaf, das nicht in die Herde ihrer adligen Verwandten passen will. Während ihre Tanten und Cousinen brav am Kamin sitzen und sticken, zieht sie mit einem Berghammer bewaffnet in die Mergelgruben, um nach Mineralien zu stöbern. Die Säume ihrer Kleider sind im Grunde immer verschmutzt! Das Schlimmste aber ist ihre scharfe Zunge. Wenn die Künstlerfreunde ihres Onkels August nach Bökerhof kommen, über Kunst und Politik sprechen, mischt sie sich ungefragt ein. Wilhelm Grimm bekommt bereits Panik, wenn er sie nur sieht. Ein Enfant terrible ist sie, wohl aber nicht für alle. Heinrich Straube, genialischer Mittelpunkt der Göttinger Poetengilde, fühlt sich jedenfalls sehr hingezogen zu der Nichte seines besten Freundes. Seine Annäherungsversuche im Treibhaus der Familie bleiben durchaus nicht unerwidert. Allerdings ist er nicht der Einzige. Was folgt ist eine Liebeskatastrophe mit familiärem Flächenbrand.
Historisch genau, gnadenlos entlarvend und so trocken-lakonisch und bitter-ironisch geschrieben, wie es nur Karen Duve kann.
Eine gemeinsame Veranstaltung mit Bremen zwei
Dörte Hansen:
„Mittagsstunde“
Die Wolken hängen schwer über der Geest, als Ingwer Feddersen, 47, in sein Heimatdorf zurückkehrt. Er hat hier noch etwas gutzumachen. Großmutter Ella ist dabei, ihren Verstand zu verlieren, Großvater Sönke hält in seinem alten Dorfkrug stur die Stellung. Er hat die besten Zeiten hinter sich, genau wie das ganze Dorf. Wann hat dieser Niedergang begonnen? In den 1970ern, als nach der Flurbereinigung erst die Hecken und dann die Vögel verschwanden? Als die großen Höfe wuchsen und die kleinen starben? Als Ingwer zum Studium nach Kiel ging und den Alten mit dem Gasthof sitzen ließ? Mit großer Wärme erzählt Dörte Hansen vom Verschwinden einer bäuerlichen Welt, von Verlust, Abschied und von einem Neubeginn.
Dörte Hansen, geboren 1964 in Husum, arbeitete nach ihrem Studium der Linguistik als NDR-Redakteurin und Autorin für Hörfunk und Print. Ihr Debüt „Altes Land“ wurde 2015 zum „Lieblingsbuch des unabhängigen Buchhandels“ gekürt und avancierte zum Jahresbestseller 2015 der SPIEGEL-Bestsellerliste. Ihr zweiter Roman „Mittagsstunde“ ist im Herbst 2018 erschienen und wird von Lesern und Kritik gefeiert. Dörte Hansen lebt mit ihrer Familie in Nordfriesland.
Sommerkonzert mit der Pianistin Kamila Davletova
Programm
Robert Schumann (1810–1856)
Fantasie C-Dur op. 17
(Franz Liszt gewidmet)
I. Durchaus phantastisch und leidenschaftlich
vorzutragen | II. Mäßig. Durchaus energisch |
III. Langsam getragen
Pause
Joseph Haydn (1732–1809)
Sonata in C-Dur H.48
I. Andante con espressione | II. Rondo: Presto
Sonata in Es-Dur H.49
I. Allegro | II. Adagio e cantabile |
III. Finale: Tempo di Minuet
Vom Leben schreiben – vom Schreiben leben
Auf literaturhistorischem Grund – im Haus Kreienhoop in Nartum, wo Walter Kempowski jahrzehntelang lebte und schrieb – begegnen sich beim Literaturfest Niedersachsen der erfahrene Autor Gerhard Henschel und der junge Autor Juan S. Guse und sprechen über die Tiefschläge und Höhenflüge des Schriftstellerdaseins – und über den Mut, sich für diesen Beruf zu entscheiden. Den Tagebuchauszügen Kempowskis, in denen die Zweifel ebenso wie die Courage des berühmten Autors deutlich werden, leiht Christian Steyer seine aus Film und Hörspiel bekannte Stimme.
Zu Gast in Nartum sind Gerhard Henschel, der mit Kempowski seit 1984 im persönlichen Austausch stand und mit seinen Martin-Schlosser-Romanen dessen literarischen Fußstapfen folgt, und Juan S. Guse. Der 30-jährige Autor ging seine Karriere gezielt an, studierte Literarisches Schreiben – und promoviert nun in Soziologie. Im Gespräch mit NDR-Kultur-Redakteur Joachim Dicks geben die beiden Schriftsteller tiefe Einblicke in das Wagnis und die Unwägbarkeiten des Autorenlebens.
Gregor Sander:
„Alles richtig gemacht“
Freunde kommen, Freunde gehen, Freunde bleiben
Ein funkelnd-wunderbarer Roman über die frühen und späteren Jahre des wiedervereinten Deutschland und eine helle Feier der Freundschaft.
Thomas und Daniel kommen aus Rostock und sind noch jung, als es mit der DDR zu Ende geht, aber alt genug, um sich von der aufregenden neuen Zeit mitreißen zu lassen. Die ungleichen Freunde ziehen nach Berlin, das Leben scheint eine einzige Party. Doch irgendwann verschwindet Daniel. Als er Jahre später wieder auftaucht, wird Thomas' inzwischen bürgerliche Rechtsanwaltsexistenz gerade gewaltig durchgeschüttelt: Seine Frau ist weg und hat die beiden Töchter mitgenommen. Hat Daniel etwas damit zu tun, und wer hat hier überhaupt etwas richtig gemacht?
Eine gemeinsame Veranstaltung mit Bremen zwei
„Wie isses nun bloß möglich!“ – Ein Roman hat Geburtstag!
Vor 50 Jahren erschien „Tadellöser & Wolff“.
Anlässlich dieses Jubiläums bietet die Kempowski Stiftung an verschiedenen Orten themenbezogene Veranstaltungen an. Begeben Sie sich auf eine Spurensuche im Roman, untermalt von Fotos, Musik, Vorträgen und Erinnerungen.
Auftaktveranstaltung: Romanlesung und musikalische Ausstellungseröffnung
Leider ausverkauft!
Lesung: Jens Weisser
Fotos: Stuart Mentiply
Musik: Saxophon und Gitarre (Ivan Romero)
Im Gespräch mit Simone Neteler werden der Schauspieler Jens Weisser und der Fotograf Stuart Mentiply sich daran erinnern, wie Walter Kempowskis Roman „Tadellöser & Wolff“ ihr eigenes Leben geprägt hat.
Ausklang mit Gespräch, Wein und Musik
Eine Veranstaltung mit freundlicher Unterstützung der Samtgemeinde Zeven
„Wie isses nun bloß möglich!“ – Ein Roman hat Geburtstag!
Vor 50 Jahren erschien „Tadellöser & Wolff“.
Anlässlich dieses Jubiläums bietet die Kempowski Stiftung an verschiedenen Orten themenbezogene Veranstaltungen an. Begeben Sie sich auf eine Spurensuche im Roman, untermalt von Fotos, Musik, Vorträgen und Erinnerungen.
Das Bild der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in der Literatur
Vortrag und Gespräch in der Gedenkstätte Lager Sandbostel >
Vortrag: Dr. Katrin Möller-Funck
Musikalische Begleitung: Mathilde Helm (Flöte)
Der Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus wurden im Deutschen Reich und in den von der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg besetzten Gebieten mehr als 20 Millionen Menschen unterworfen. In vielen Ländern wird hierfür der Ausdruck Totaleinsatz beziehungsweise Totaleinsatz im Reich verwendet.
Eine Veranstaltung mit freundlicher Unterstützung der Samtgemeinde Zeven
Um Voranmeldung wird gebeten unter:
Gerhard Henschel: „Schauerroman“
Frühling 1992: In der Kreuzberger Wohngemeinschaft des dreißigjährigen Schriftstellers Martin Schlosser geht es drunter und drüber, aber seine ersten Bücher sind in Arbeit und ihm lacht das Glück. Er zieht um die Häuser, tummelt sich mit Max Goldt und Rattelschneck auf Helgoland, freundet sich mit Eckhard Henscheid an, singt zu seiner eigenen Verwunderung eines Nachts Hand in Hand mit der Streetworkerin Domenica Niehoff im Vollmondschein einen Kanon und lernt auf seinen Lesereisen die neuen Bundesländer von ihren schwärzesten Seiten kennen. Nebenbei verliebt er sich immer öfter und bleibt trotzdem ein überzeugter Single, der die Pärchenbildung als Irrweg der Evolution betrachtet. Im Herbst 1993 tritt Martin Schlosser in Frankfurt in die Redaktion des Satiremagazins „Titanic“ ein. Damit beginnt für ihn ein neues Leben, während seinen verwitweten Vater in der emsländischen Kleinstadt Meppen allmählich die Kräfte verlassen und ein schauerliches Ende naht.
Gerhard Henschel, geboren 1962, lebt als freier Schriftsteller in der Nähe von Hamburg. Sein Briefroman „Die Liebenden“ (2002) begeisterte die Kritik ebenso wie die Abenteuer seines Erzählers Martin Schlosser. „Schauerroman“ ist der neunte Teil dieser Chronik. Henschel ist außerdem Autor der SoKo-Krimis „Heidefieber“ und „Fußballfieber“ sowie zahlreicher Sachbücher. Er wurde unter anderem mit dem Hannelore-Greve-Literaturpreis, dem Nicolas-Born-Preis und dem Georg-K.-Glaser-Preis ausgezeichnet.
Einlass ab 18.00 Uhr
Eintritt: 10,00 Euro
Jenny Erpenbeck: Kairos
Die neunzehnjährige Katharina und Hans, ein verheirateter Mann Mitte fünfzig, begegnen sich Ende der 1980-Jahre in Ostberlin, zufällig, und kommen für die nächsten Jahre nicht voneinander los. Vor dem Hintergrund der untergehenden DDR und des Umbruchs nach 1989 erzählt Jenny Erpenbeck in ihrer unverwechselbaren Sprache von den Abgründen des Glücks – vom Weg zweier Liebender im Grenzgebiet zwischen Wahrheit und Lüge, von Obsession und Gewalt, Hass und Hoffnung. Alles in ihrem Leben verwandelt sich noch in derselben Sekunde, in der es geschieht, in etwas Verlorenes. Die Grenze ist immer nur ein Augenblick.
Einlass ab 19.00 Uhr
Eintritt: 10,00 Euro
Dörte Hansen: Zur See
Woher kommt unsere Liebe zum Meer und die ewige Sehnsucht nach einer Insel?
Klug und mit großer Wärme erzählt Dörte Hansen vom Wandel einer Inselwelt, von alten Gesetzen, die ihre Gültigkeit verlieren, und von Aufbruch und Befreiung.
Einlass ab 18.30 Uhr
Eintritt: 10,00 Euro
Karen Duve: Sisi
Bis ins kleinste Detail recherchiert und gnadenlos seziert: Karen Duve über eine Kaiserin, die ihrer Zeit oft weit voraus war und trotzdem bis heute unterschätzt wird.
Einlass ab 18.30 Uhr
Eintritt: 10,00 Euro
Jan Böttcher: Das Rosen-Experiment
Berlin, 1928. Im Stadtschloss an der Psychologischen Fakultät widmet sich die hochbegabte Doktorandin Zenia gemeinsam mit ihrem Professor Zadek und der Kellnerin der Erforschung der Seele. In ihrem bahnbrechenden Rosen-Experiment untersucht sie Affekte wie Wut und Ärger und revolutioniert ihr Fach. Doch je tiefer Zenia forscht, desto stärker sind auch die Gefühle, die sie als Wissenschaftlerin und Jüdin auf sich zieht. Wohin mit der Liebe, wenn man gleichzeitig ausgegrenzt wird? Ein glänzender Roman, der eine flirrende Zeit spiegelt – ganz nah am Seelenzustand der Gegenwart.
Einlass ab 18.30 Uhr
Eintritt: 10,00 Euro
Gerhard Henschel: SoKo Börsenfieber
Der ganze Wahnsinn der Finanzwelt in einem gnadenlos unterhaltsamen Krimi, der keine Grenzen kennt
Wer Henschel kennt, der ahnt bereits, dass in Teil 3 der beliebten SoKo-Reihe die Finanzwelt nicht gut davonkommen wird.
Einlass ab 18.30 Uhr
Eintritt: 10,00 Euro
Ewald Frie:
„Ein Hof und elf Geschwister. Der stille Abschied vom bäuerlichen Leben in Deutschland“
Moderation: Manfred Thoden
Die stolze bäuerliche Landwirtschaft mit Viehmärkten, Selbstversorgung und harter Knochenarbeit ist im Laufe der 1960er-Jahre in rasantem Tempo und doch ganz leise verschwunden. Ewald Frie erzählt am Beispiel seiner Familie von der großen Zäsur. Mit wenigen Strichen und anhand von vielsagenden Szenen und Beispielen zeigt er, wie die Welt der Eltern unterging, die Geschwister anderen Lebensentwürfen folgten und der allgemeine gesellschaftliche Wandel das Land erfasste.
Staunend blickt man zurück, so still war der Wandel: „Mein Gott, das hab ich noch erlebt, das kommt mir vor wie aus einem anderen Jahrhundert.“ Ewald Frie hat seine zehn Geschwister, geboren zwischen 1944 und 1969, gefragt, wie sie diese Zeit erlebt haben. Sein glänzend geschriebenes Buch lässt mit treffsicherer Lakonie den großen Umbruch lebendig werden.
Eintritt: 5,00 Euro
Ulrike Draesner:
„Die Verwandelten“
Moderation: Anna Maria Stock
Eine nationalsozialistische Vorzeigemutter, die anderen beibringt, wie Kinder zu erziehen sind, doch über das Wichtigste, was sie verloren hat, niemals spricht. Eine Köchin, die lieber Frauen geliebt hätte als den Dienstherrn, unterwegs durch das zerstörte Deutschland im Sommer 1945. Ein Mädchen in München Solln, geboren in einem Lebensbornheim der SS. Eine alleinerziehende Anwältin von heute, die nach dem Tod ihrer Mutter unverhofft eine Wohnung in Wroc?aw erbt – und einen polnischen Zweig der Familie entdeckt. Alle Figuren verbindet ein Jahrhundert von Krieg und Nachkrieg, Flucht und Vertreibung, von Gewalt. Was bedeutet es, in einem Staat zu leben, der Menschenzucht betreibt? Und wie darüber schreiben, was den Frauen im Krieg geschieht? Was ihnen die Sprache nimmt. Was sie für immer verwandelt. Und wie über die unsichtbare Kraft, die verhindert, dass sie daran zerbrechen?
Ulrike Draesner gibt den Verwandelten ihre Stimmen zurück. Sie erfinden sich neu, wechseln Sprache und Land, überraschen sich selbst mit ihrem Mut, ihrem Humor, ihrer Kraft. Die Bedeutung von Familie verändert sich, Freiräume entstehen. Ein erschütternder Roman, bewegend, aufwühlend, zärtlich, klug.
Eintritt: 10,00 Euro
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit Radio Bremen
Ilija Trojanow: Tausend und ein Morgen
Unter Piraten in der Karibik, mitten in der Russischen Revolution – Zeitreisen sind voller Überraschungen. Fest entschlossen betritt Cya die fremden Welten, sie reist von Zeit zu Ort und will die Vergangenheit von ihren Fesseln befreien, inspiriert von der friedlichen und selbstbestimmten Gesellschaft, in der sie in der Zukunft lebt.
Ilija Trojanow entwirft ein leidenschaftliches Porträt seiner mutigen Heldin. Wie kein anderer Autor verbindet er erzählerische Virtuosität und kritisches Denken zu einem modernen Epos, das alle Grenzen überwindet, Raum und Zeit ausleuchtet und einen frischen Blick in die Zukunft wagt. Mit sinnlichen Bildern und überbordenden Geschichten erfindet Ilija Trojanow den utopischen Roman neu – ein Roman, der von der unerschöpflichen Kraft unseres Denkens erzählt.
Das Buch erschien am 30. August 2023.
Eintritt: 10,00 Euro
Thomas Hettche:
„Sinkende Sterne“
Moderation: Stephan Lesker
Ein einsames Haus in den Bergen und eine Naturkatastrophe, nach der ein Schweizer Kanton sich plötzlich lossagt von unserer Gegenwart: „Sinkende Sterne“ ist ein virtuoser, schwebend-abgründiger Roman, in dem eine scheinbare Idylle zur Bedrohung wird und der uns tief hineinführt in die Welt der Literatur selbst.
Eintritt: 10,00 Euro
„Wir sind Brüder!“
Ein Erinnerungsabend für Robert Kempowski mit Martin Semmelrogge und Jens Weisser
Am 19. Dezember 1923 wurde Robert Kempowski, der ältere Bruder Walter Kempowskis, geboren.
Zu seinem 100. Geburtstag hat die Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop die Schauspieler Martin Semmelrogge und Jens Weisser eingeladen. Sie übernahmen in den Romanverfilmungen „Tadellöser & Wolff“ und „Ein Kapitel für sich“ die Rolle des Robert Kempowski.
Freuen Sie sich auf einen unterhaltsamen Abend mit Lesung und anschließendem Gespräch.
Moderation: Simone Neteler
Eintritt: 12,00 Euro