Walter Kempowski: Schriftsteller, Archivar, Pädagoge, Tagebuchschreiber

 

Eine Werkübersicht und weiterführende Literatur zu Walter Kempowski finden Sie hier. Ausgewählte Rezensionen aus dem Internet sorgen für Netzspannung.

 

Details zu Leben und Werk

1929
Am 29. April wird Walter Kempowski in Rostock geboren. Sein Vater Karl Georg Kempowski ist Schiffsmakler und Reeder, seine Mutter Margarethe, geb. Collasius, stammt aus einer Hamburger Kaufmannsfamilie. WK hat zwei Geschwister, Schwester Ulla (1922 – 2002) und Bruder Robert (1923 – 2011).

1945
Am 17. Februar wird WK als Luftwaffenkurier eingezogen. Der Vater fällt am 26. April auf der Frischen Nehrung.

1946
Im Frühjahr verlässt WK die Schule und beginnt im Herbst eine kaufmännische Lehre in einer Rostocker Druckerei.

1947
Im November geht WK nach Hamburg. Eine Lehrstelle im Rowohlt Verlag kann er wegen der fehlenden Genehmigung der Stadtverwaltung nicht antreten. Ab Mitte Dezember arbeitet er als Verkäufer in einem Lebensmittellager der US-Army in Wiesbaden.

1948
Bei einem Besuch in Rostock wird WK am 8. März verhaftet. Am 20. August wird er zusammen mit seinem Bruder Robert von einem sowjetischen Militärtribunal wegen Spionage zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt und seit Anfang September im Zuchthaus Bautzen inhaftiert. Im selben Jahr wird auch die Mutter verhaftet.

1949
Die Mutter wird wegen „Nichtanzeigens von Agenten des ausländischen Nachrichtendienstes“ zu zehn Jahren Strafarbeitslager im Frauengefängnis Hoheneck verurteilt.

1953
Ab März arbeitet WK als Schreiber in der Sattlerei des Zuchthauses; er erträgt mehrere Wochen Einzelhaft wegen des Vorwurfs der Gründung einer christlichen Untergrundbewegung.

1954
Die Mutter wird entlassen und geht nach Hamburg. WK wird Leiter des Gefängnischors.

1956
Am 7. März wird WK aus der Haft entlassen und siedelt über nach Westdeutschland. Es folgen erste Notate über die Haftzeit und tägliche Tagebuchaufzeichnungen, in denen die Recherchen für eine umfangreiche Familienchronik festgehalten werden. Bruder Robert wird im September entlassen.

1957
WK macht das Abitur nach und beginnt ein Studium in Göttingen. Es entstehen erste literarische Versuche über die Haftzeit in Bautzen.

1959
WK beginnt mit der Aufzeichnung der Erzählungen und Erinnerungen seiner Mutter.

1960
WK heiratet die Lehrerin Hildegard Janssen. Das Ehepaar arbeitet an der Dorfschule in Breddorf bei Zeven.

1961
Der Sohn Karl-Friedrich wird geboren. WK arbeitet an verschiedenen Romanprojekten und beginnt mit den Befragungen zu „Haben Sie Hitler gesehen? – Deutsche Antworten“.

1962
Die Tochter Renate wird geboren. Es existiert eine erste Verbindung zum Rowohlt Verlag.

1964
WK arbeitet an einem Haftbericht.

1965
Das Lehrerehepaar Kempowski wird nach Nartum bei Zeven versetzt.

1968
Der Haftbericht wird beendet, im August beginnt WK die Arbeiten zu „Tadellöser & Wolff“.

1969
„Im Block – Ein Haftbericht“ erscheint.

1970
WK beendet im Oktober „Tadellöser & Wolff“ und beginnt mit den Arbeiten zu „Uns geht’s ja noch gold“.

1971
„Tadellöser & Wolff“ und das Hörspiel „Träumereien am elektrischen Kamin“ erscheinen. WK erhält den Förderpreis des Lessingpreises der Stadt Hamburg.

1972
„Uns geht’s ja noch gold“ erscheint. WK erhält den Wilhelm-Raabe-Preis der Stadt Braunschweig und den Förderpreis des Andreas-Gryphius-Preises.

1973
„Haben Sie Hitler gesehen? – Deutsche Antworten“ erscheint. Außerdem wird „Der Hahn im Nacken“ veröffentlicht. Es beginnen die Drehbucharbeiten mit Eberhard Fechner für dessen Film „Tadellöser & Wolff“.

1974
„Immer so durchgemogelt – Erinnerungen an unsere Schulzeit“ erscheint.

1975
Nach Auflösung der Dorfschule in Nartum wird WK Lehrer an der Mittelpunktschule in Zeven. „Ein Kapitel für sich“ erscheint. Es folgt die Erstausstrahlung von „Tadellöser & Wolff“, der Verfilmung Eberhard Fechners, im Zweiten Deutschen Fernsehen.

1976
„Alle unter einem Hut“ und „Wer will unter die Soldaten?“ erscheinen.

1977
WK wird Gastdozent an der Universität Essen. Er erhält den Karl-Sczuka-Preis für das Hörspiel „Beethovens Fünfte“ (1975).

1978
„Aus großer Zeit“ erscheint.

1979
WK reist nach Indien und Ägypten. „Haben Sie davon gewußt? – Deutsche Antworten“ und „Unser Herr Böckelmann“ erscheinen. Eberhard Fechners Verfilmung von „Ein Kapitel für sich“ wird gesendet. WK wird das Verdienstkreuz 1. Klasse verliehen. Er erhält den Niedersachsen-Preis für Publizistik.

1980
WK wird Lehrbeauftragter für Fragen der Literatur-Produktion an der Universität Oldenburg. Im April unternimmt er eine Lesereise durch die USA und erhält einen Lehrauftrag an der Universität von San Diego. WK gründet in Nartum das Archiv für unpublizierte Autobiographien. Das Hörspiel „Moin Vaddr läbt“ und das Schulbuch „Kempowskis einfache Fibel“ erscheinen. Zusammen mit Eberhard Fechner erhält WK den Jakob-Kaiser-Preis.

1981
Im Haus Kreienhoop findet das erste Literaturseminar statt. Bis 1991 werden diese Veranstaltungen mehrmals im Jahr, danach sporadisch abgehalten. „Schöne Aussicht“ erscheint. WK erhält den Hörspielpreis der Kriegsblinden für „Moin Vaddr läbt“.

1982
WK wird mit der Fritz-Reuter-Plakette der Landsmannschaft Mecklenburg ausgezeichnet.

1983
Erstmals finden die „Literaturtage im Kreienhoop“ statt. WK erhält den Johannes-Gillhoff-Preis des Kulturkreises Mecklenburg. Im Wintersemester 1983/1984 wird er Gastdozent an der Universität Hamburg. Er gründet den Sommerclub für Kinder und Jugendliche im Haus Kreienhoop. „Herrn Böckelmanns schönste Tafelgeschichten nach dem ABC geordnet“ erscheint.

1984
„Herzlich willkommen“ erscheint.

1986
Im Oktober ist WK Gastdozent an der Brigham Young University in Provo/Utah. „Haumiblau“ erscheint.

1987
Im Juli kommt WK als Dozent an die deutsche Sommerschule nach Portland/USA.

1988
Im Juni ist WK Gastdozent an der Universität von Taos/USA. Der Roman „Hundstage“ erscheint.

1990
Im Januar unternimmt WK die erste Rostock-Reise nach der Maueröffnung, im Frühjahr besucht er mit dem holländischen Regisseur Cherry Duyns Bautzen. „Sirius – Eine Art Tagebuch“ erscheint.

1991
Die Lehrtätigkeit an der Universität Oldenburg endet.

1992
„Mark und Bein“ erscheint.

1993
„Das Echolot – Ein kollektives Tagebuch Januar und Februar 1943“ erscheint in vier Bänden.

1994
WK erhält den Konrad-Adenauer-Preis für „Das Echolot“ und wird Ehrenbürger der Hansestadt Rostock. Das Märchen „Der arme König von Opplawur“ erscheint.

1995
Das neunstündige Hörspiel „Der Krieg geht zu Ende. Chronik für Stimmen – Januar bis Mai 1945“ (zusammen mit Walter Adler) wird am 8. Mai von mehreren Rundfunksendern ausgestrahlt. „Weltschmerz – Kinderszenen fast zu ernst“ erscheint. WK wird das Große Verdienstkreuz verliehen. Er erhält den Uwe-Johnson-Preis für „Das Echolot“.

1997
Am 16. Juni führt WK zusammen mit seinen Mitarbeitern ein neunzehnstündiges Video-Protokoll von 37 Fernsehprogrammen, daraus entsteht die Textfassung „Bloomsday ’97“.

1998
Der Roman „Heile Welt“ erscheint.

1999
Das „Echolot, Fuga furiosa – Ein kollektives Tagebuch Winter 1945“ erscheint in vier Bänden. Die Romane „Aus großer Zeit“, „Schöne Aussicht“, „Tadellöser & Wolff“, „Uns geht’s ja noch gold“, „Ein Kapitel für sich“ und „Herzlich willkommen“ sowie die Befragungsbände „Haben Sie Hitler gesehen? – Deutsche Antworten“, „Haben Sie davon gewußt? – Deutsche Antworten“ und „Immer so durchgemogelt – Erinnerungen an unsere Schulzeit“ erscheinen als „Die deutsche Chronik“.

2000
WK erhält den Heimito-von-Doderer-Preis.

2001
„Alkor – Tagebuch 1989“ und „Der rote Hahn – Dresden im Februar 1945“ erscheinen.

2002
„Das Echolot – Barbarossa ’41“ erscheint.
WK erhält den Nicolas-Born-Preis und den Dedalus-Preis. Die Philosophische Fakultät der Universität Rostock verleiht ihm die Ehrendoktorwürde.

2003
„Letzte Grüße“ erscheint. WK wird zum Honorarprofessor für Neuere Literatur- und Kulturgeschichte durch die Universität Rostock ernannt. Er erhält den Hermann-Sinsheimer-Preis für Literatur und Publizistik.

2004
Im März erhält WK für seinen Amerika-Roman „Letzte Grüße“ einen „Doctor of Humane Letters Degree“, die Ehrendoktorwürde des Juniata College in Huntingdon/Pennsylvania. Die Universität Duisburg/Essen verleiht WK die Mercator-Professur 2004. Ende April erscheint das Prominenten-Poesiealbum „Das 1. Album – 1981 bis 1986“.

2005
„Das Echolot – Abgesang ’45“ und „Culpa – Notizen zum ‚Echolot‘“, erscheinen.
Im Stadt- und Schifffahrtsmuseum Kiel ist vom 30. April bis 12. Juni eine Ausstellung über „Das Echolot – Abgesang ’45“ zu sehen. WK erhält den Hans-Erich-Nossack-Preis, den Thomas-Mann-Preis und den Ehrenpreis des Bayrischen Ministerpräsidenten beim Internationalen Buchpreis Corine. Am 11. Oktober wird die Kempowski Stiftung Haus Kreienhoop gegründet.

2006
„Hamit – Tagebuch 1990“ und „Alles umsonst“ erscheinen. Der Briefwechsel mit Uwe Johnson wird unter dem Titel „‚Kaum beweisbare Ähnlichkeiten‘“ herausgegeben. WK wird das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Er erhält den Hoffmann-von-Fallersleben-Preis, den Kulturpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern und das Ehrenzeichen in Gold des Landkreises Rotenburg/Wümme.

2007
Bundespräsident Horst Köhler eröffnet in der Akademie der Künste Berlin die Ausstellung „Kempowskis Lebensläufe“. WK erhält den Stahl-Literaturpreis 2006/2007 der Stahlstiftung Eisenhüttenstadt.
Am 5. Oktober stirbt Walter Kempowski nach schwerer Krankheit in Rotenburg/Wümme, er wird am 8. Oktober in Nartum beerdigt.

2008
„Somnia – Tagebuch 1991“ erscheint.

2009
Im April erscheint der nachgelassene Gedichtband „Langmut“.


2012
Die zwei Befragungsbücher „Haben Sie Hitler gesehen?“ und „Haben Sie davon gewußt?“ erscheinen in einer Neuauflage als Sammelband.
Im Herbst erscheint das sogenannte „Sockeltagebuch“ unter dem Titel „Wenn das man gut geht! Aufzeichnungen 1956 – 1970“ (herausgegeben von Dirk Hempel).

2014
„Plankton – Ein kollektives Gedächtnis“ erscheint (herausgegeben von Simone Neteler).